Diesmal war nicht mein Geburtstag, sondern Brunos. Seine Freunde durften am nachmittag zum Kaffee kommen.Wir waren ganz allein in der Wohnung, weil Brunos Eltern arbeiten. Seine Mutter hat einen sehr schönen Kafeetisch mit Sandtorte und einer großen Kaffeekanneunter einem bunten Pudel gedeckt. Es war ein prima Geburtstag.
Nachdem wir satt waren, spielten wir. Zuerst Indianer. Bruno war, weil er Geburtstag hatte, unser Häuptling. Sonst ist er nur gewöhnlicher Indianer und heißt „Schielende Natter“.
heute durfte er sich „Fernsehauge“ nennen. Ich war Medizinmann und hieß „Weißer Zittertal“. Die Friedenspfeife, die ich als Medizinmann dauernd rauchen musste, schmeckte mir nur nicht. Bruno hatte die Pfeife von seinem Papa hervorgekramt; natürlich ohne Tabak, aber trotzdem wurde mir ganz schlecht davon (Ich werde auch als Großer nie Pfeife rauchen).
Später spielten wir Seeräuber- Es war auch ganz schön. Das Sofa war das Seeräuberschiff, und der Teppich war das andere Schiff. Bruno wurde wieder wegen Geburtstag zum Kapitän ernannt. Leider brach bei dem Kampf ein Sofabein ab, und wir hörten lieber auf. Bruno wusste einen Azusweg. Er nahm ein Päckchen Bücher aus dem Bücherschrank seines Papas, und dann stand das Sofa wieder fest. Jetzt wussten wir nichts mehr zu spielen. !Ich weiß was“, rief ich, „ratet mal, was wir spielen.“ „Feuerwehr? fragte Bruno. Ich lachte bloß. „Arzt und Kranker?" „Verstecken?" „Eisenbahn?" „Grenzpolizei?"
Nein, keiner kam darauf. „Wir spielen Restaurant und feiern Brunos Geburtstag. Nachher sind wir betrunken."
Damit waren alle gleich einverstanden. Wir verkleideten uns. Ich war Brunos Opa und bekam einen Hut und Handschuhe. Erwin war Kellner, und wir alle waren Gäste und setzten uns an den Tisch. „Herr Ober", rief ich. Aber Erwin, der in der Küche kramte, kam nicht.
Ich rief: „Herr Ober, das Beschwerdebuch!" Nun kam Erwin schnell. Er hatte ein weißes Handtuch über dem Arm. „Mein Enkelsohn Bruno hat Geburtstag," sagte ich langsam und mit tiefer Stimme. „Bitte, bringen Sie uns fünf Gläser zu trinken." Erwin schrieb etwas auf seinen Zettel und verschwand in der Küche. Er kam zurück mit einem Tablett und Gläsern, darin war etwas rote Flüssigkeit. Wir stießen an und sagten: „Auf deine Gesundheit, Bruno", und tranken die Gläser aus. Es war Brause. Wir mussten furchtbar lachen, weil es wirklich wie Schnaps aussah. Peter bestellte noch einmal. Wir tranken wieder. Erwin sagte, er will auch mittrinken. Er war aber Kellner und durfte nicht. Da sagte Bruno: „Er soll sich ruhig ein Glas holen, bei Geburtstagsfeiern können Kellner mittrinken." Als jeder fünf Gläser Brause-Schnaps getrunken hatte, sagte ich: „Jetzt sind wir alle betrunken und tanzen. Wir schrien und tanzten. Ich torkelte durchs Zimmer, stopfte mir ein Kissen unter den Bauch und rief: ... ein Glas Sehn... aps, Herr Ober." Es war wirklich ein sehr schönes Spiel. Brunos Mutter fand das gar nicht. Sie war hereingekommen, ohne dadss wir es gehört hatten. Und sie war ganz erstaunt, als ich ihr vor die Füße torkelte. „Was ist denn los?" sagte sie laut. Bruno blinzelte mir zu, er wollte weiterspielen ,,'n Tag, Mami!" sagte er ganz komisch. Schna.. .ps... schmeckt ja so gut!" Ich rief: „Herr Ober, noch ein Gläs...chen." Brunos Mutter lief schnell zum Tisch und sah sich die Schnapsgläser an. „Ja, was macht ihr denn, ihr seid ja alle betrunken!“ Wir lachten alle, weil das Spiel so gut gelungen war. „Wo habt ihr den Schnaps her, wer hat euch angestiftet?"
Brunos Mutter schleppte uns aufs Sofa. „Mama", sagte Bruno und musste immerzu lachen, „du kannst dir nicht vorstellen, was das für'n Spaß macht.“ „Spaß? Ich werde euch helfen!" Sie war so ernst und böse, dass wir zu lachen aufhörten, und Bruno wollte alles erklären. „Mama, nun muss ich dir sagen ...", er konnte nicht zu Ende sprechen. „Bruno, wer hat euch gesagt, dass ihr Schnaps trinken sollt, sag mir's!" Bruno wollte immer wieder sagen, dass alles Brause war und dass wir nur so spielten, aber seine Mutter fragte nur immer, jedesmal böser und lauter: „Wer war es, sag die Wahrheit, Bruno, wer war es!" Da zeigte er auf mich. „Zitterbacke war es.“
Brunos Mutter nickte. „Natürlich, du machst so etwas nicht, Bruno." Ich wurde ganz rot, und der Schweiß trat mir auf die Stirn. „Du bist ganz rot vom Schnapstrinken", sagte Brunos Mutter. „Aber wir haben doch nichts Schlechtes gemacht", stotterte ich. „Was, das ist nichts Schlechtes? Ich komme gleich mit zu dir nach Hause. Das werde ich deinen Eltern erzählen!" Wir durften nichts mehr sagen, alle mussten nach Hause gehen, und ich ging mit Brunos Mutter zu meinen Eltern. Ich drohte Bruno noch und flüsterte ihm ins Ohr: „Verräter!"
Mama wurde ganz blaß, als ich mit Brunos Mutter vor der Tür stand. „Ist was Schlimmes passiert?" fragte sie gleich. Ich schüttelte den Kopf. „Kann ich Sie sprechen, Frau Zitterbacke?" fragte Brunos Mutter. Ich musste auf dem Korridor bleiben und hörte, wie die Frauen in der Stube miteinander sprachen. „Komme ich nach Hause... ahnungslos, alles durcheinander. .. die Kinder betrunken, Ihr Sohn der Anstifter, Schnaps aus Gläsern."
Das hörte ich durch die Tür. Ich wurde hereingerufen. „Hast du das getan, Alfons?" fragte Mama ganz verzweifelt. „Nein, wir haben gar nicht Schnaps getrunken." Brunos Mutter war empört. „Sag die Wahrheit", rief sie. „Ja, wir haben getrunken..." „Aber warum sagst du, dass ihr keinen Schaps getrunken habt?" fragte Mama leise. „Ja, wir haben ja nicht getrunken."
Also, ich verwirrte mich. „Wir haben doch getrunken", sagte ich. „Er weiß schon nicht mehr, was er sagt, Frau Zitterbacke", sagte Brunos Mutter und schüttelte den Kopf. Ich schwieg jetzt, mir war alles gleich. Sie fragte mich noch, ob mich jemand dazu verleitet hat. Ich sagte: „Nein, das habe ich ganz allein gemacht." „Ja, mein Bruno tut so etwas nicht", sagte Brunos Mutter noch einmal. Da rief ich ärgerlich, dass Bruno ein Feigling ist und alles abwälzen will, dass er aber auch mitgetrunken hat und ebenso getorkelt ist.
Mama saß ganz gebrochen da. „Was soll aus dir werden, Alfons, das hast du doch nicht von mir." Ich musste natürlich gleich ins Bett. Da lag ich nun an diesem schönen Tag wegen ein paar Gläschen Brause zur Strafe im Bett. Sonst trinke ich viel mehr, und niemand sagt etwas. Mama erzählte Papa alles sofort. Papa lachte zuerst, und Mama musste ihm sagen, wie gefährlich es war, damit er ernst wurde. Papa kam an mein Bett und sagte, ich sollte ihm alles erzählen. Ich erzählte, genau, wie es gewesen war, dass Schnaps Brause war. Papa hörte zu und lachte, dass der Spiegel wackelte. Nun kam Mama zornig herein. Papa sagte ihr alles. Und da musste Mama auch lachen. Ich durfte aufstehen, und zum Abendbrot ließ ich mir Brause in einem kleinen Schnapsglas geben.
Jedesmal, wenn ich Brunos Mutter sehe, fange ich an zu torkeln, als wenn ich betrunken bin. Ich weiß, das sollte ich nicht tun. Aber Strafe muss sein, sagt unsere Lehrerin, Frau Ecke, auch immer.
Дата: 2019-03-05, просмотров: 256.