Aufgaben- und Fragenkomplex zum Kapitel 1
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Имени М.В. Ломоносова

 

Е.В.Поликарпова

 

Учебно-методическое пособие

по домашнему чтению

Герхард Хольтц-Баумерт

«Альфонс Циттербаке»

 

 (на немецком языке)

 

 

Учебно-методическое пособие

 

 

Архангельск

Северный (Арктический) федеральный университет

имени М.В.Ломоносова

2013

          Печатается по решению редакционно-

издательской комиссии Института филологии и межкультурной коммуникации САФУ имени М.В.Ломоносова

 

 

Составитель: Е.В. Поликарпова, доцент кафедры перевода и прикладной лингвистики ИФМК САФУ, кандидат филологических наук, доцент

 

 

Рецензенты: И.С. Баженова, доктор филологических наук, профессор, зав.кафедрой теории языкознания и немецкого языка факультета иностранных языков Калужского государственного университета имени К.Э.Циолковского

                      Н.В. Амосова, доцент кафедры перевода и прикладной лингвистики ИФМК САФУ, кандидат филологических наук

                                 

Учебное пособие содержит включает в себя немецкоязычные тексты, относящиеся к жанру повести, многочисленные задания по закреплению лексики, грамматики, а также задания, раскрывающие стилистические достоинства текста, способы воплощения авторской интенции.

Учебное пособие предназначено для студентов младших курсов институтов и факультетов филологии и межкультурной коммуникации, обучающихся по образовательным программам бакалавриата «Лингвистика» и «Педагогические образование», изучающих немецкий язык в качестве первого и второго иностранных языков в рамках дисциплины «Практикум по культуре речевого общения»

 

 

               © Северный (Арктический) федеральный университет имени М.В.Ломоносова, 2013

INHALT

 

Kapitel 1: Ich habe immer Ärger mit meinem Namen ………………………… 3

 

Kapitel 2: Was mir mein Aprilscherz einbrachte …………………………….. 9

 

Kapitel 3: Was alles passierte, als ich die Spinne am Morgen sah …………17

 

Kapitel 4:  Warum ich wohl immer reinfalle? …………………………………. 22

 

Kapitel 5:  Was mein Wellensittich Putzi und ich ertragen mussten Teil 1 …….. 29

 

Kapitel 6:  Was mein Wellensittich Putzi und ich ertragen mussten Teil 2 ……. 35

 

Kapitel 7:  Was mein Wellensittich Putzi und ich ertragen mussten Teil 3 …….. 40

 

Kapitel 8: Mein Gespensterbahnerlebnis ……………………………………. 46

 

Kapitel 9: Große Schlange und ich donnern mit dem Kuchenblech …… 52

 

Kapitel 10: Als ich ein falscher Betrunker war ………………………………… 59

 

Kapitel 11: Wie ich ein Raketenbügeleisen baute ….…………………………… 64

 

Kapitel 12: Was ich mit Bubble-Gum erlebte ………………………………………69

Kapitel 13: Wie ich ein Geländespiel verlor ……………………………………… 75

Kapitel 14: Was mir mit Makkaroni und Tomaten passierte ……………………… 81

 

Kapitel 15: Wie ich sechzig Eier essen wollte ………………………………….. 85

Kapitel 16: Wie ich den Schnupfen hatte ……………………………………….. 89

 

Kapitel 17: Wie ich im Ambulatorium war ………………………………………… 96

 

Kapitel18: Wie ich Höflichkeit übte ……………………………………………… 101

 

Kapitel 19: Wie mein schönster Drachen stieg …………………………………. 107

 

Kapitel 19: Wie ich auf einem Maulwurf ritt ………………………………………. 112

 

 

Kapitel 1

Ich habe immer Ärger mit meinem Namen

 

Wer mich kennt, weiß, dass ich mich nicht gern keile. Ich bin still und suche keinen Streit. Neulich habe ich mich aber gekeilt und dann noch viel Ärger mit den Erwachsenen gehabt. Alles wegen meinem Namen. Alfons ist schon schlimm genug. Die in der Klasse finden Alfons komisch und nennen mich oft Alfonsius. Zitterbacke ist aber noch viel schlimmer. Wenn ich mich wenigstens mit C oder mit K schreiben würde, aber richtig wie Zittern und richtig wie Backe. Das finden alle ganz und gar komisch. In der Klasse wiehern sie dauernd, und wenn ein Lehrer zum ersten Mal zu uns kommt und ich ihm meinen Namen nenne, muß er auch lächeln.

Am schlimmsten sind die Kinder in meiner Straße. Die rufen mir immer hinterher „Zitterbacke“. Ich laufe dann die Straße entlang und überlege mir Namen, wie ich heißen könnte: Alfons Zeppelin, Alfons Müller. Da ging ich nun, und die aus meiner Straße riefen wieder hinterher „Zitterbacke.“ Nein, ich konnte es nicht mehr überhören. Ich drehte mich um, schrie etwas und fuchtelte wütend mit den Armen. Da setzte der Chor richtig ein, sogar die Kleinen aus der ersten Klasse fingen an. Ich rannte ein Stück. Alle hinter. Sie lachten und schrien. Ich blieb stehen. Da blieben sie auch stehen. In diesem Moment kam ein kleiner Junge, der vielleicht vier Jahre alt war, stellte sich neben mich hin, lachte und sagte ganz deutlich, was er von den anderen gehört hatte. Ich gab ihm eine Ohrfeige. Ehe ich mich versah, klatschte es bei mir ebenso. Das war die Mutter von dem Jungen. „Schämst du dich nicht“, sagte sie, „so ein großer Junge und haut den Kleinen“. Die Kinder, die mich dazu angestachelt hatten, waren verschwunden. Aber die Erwachsenen standen herum und sahen mich von oben wütend an.

Abends sagte ich zu Papa: „Mein Name gefällt mir nicht mehr.“ Papa sagte: „Was du bloß hast, viele heißen nicht so. Schulze kann jeder heißen, aber Zitterbacke ... „. Wenn man so groß ist wie Papa, kann man auch Zitterbacke heißen, aber wenn man zehn Jahre alt ist, kann man sich schon über seinen Namen ärgern. „Zitterbacke“, murmelte Papa noch beim Essen. „Der Name paßt dir nicht – so!“. Ich sah, wie er ärgerlich wurde. „Wachse erst mal richtig! Wir, Zitterbackes, sind alles große Kerle, aber du bist ein dünnes Komma. Wenn du dich bloß mal richtig prügeln würdest, wie wir, Zitterbackes, es als Jungs immer getan haben, aber du?“.

Nein, ich kann meinen Namen nicht leiden.

 

Kapitel 2

Was mir mein Aprilscherz einbrachte

Es war frühmorgens. Ich zog mich an. Papa kam herein. Er sagt mir immer, ehe er das Haus verläßt, auf Wiedersehen. „Du, Alfons“, sagte er stirnrunzelnd, „in deinem Strumpf ist ein fürchterlich großes Loch.“ Ich kann Löcher in Strümpfen überhaupt nicht leiden und sah gleich nach, fand aber kein Loch. „Höher“, rief Papa, schon in der Tür stehend, „etwas weiter links. Na, siehst du denn das große Loch nicht?“. Ich renkte mir bald den Hals aus, aber ich entdeckte kein Loch. „April, April ...“, sagte Papa, lachte laut und schloss schnell die Tür. Da war ich schon reingefallen, und ich ärgerte mich heute zum ersten Mal. So beschloss ich ein paar andere Leute anzuführen und über sie zu lachen.

Auf dem Schulweg riefen mir ein paar kleine Jungen nach: „He, du hast dein Taschentuch verloren!“. Ich drehte mich gar nicht um, sondern tippte nur mit dem Zeigefinger an die Stirn und dachte: „Die denken wohl, ich bin blöd, ein zweites Mal falle ich heute nicht rein“. Nachher in der Schule, als ich laut niesen musste, merkte ich, dass ich mein Taschentuch wirklich verloren hatte, und der Ärger begann von neuem.

In der Klasse sagte mir Erwin, dass er heute große Angst vor Erdkunde hat, denn Herr Bock will eine Klassenarbeit schreiben. Ich hatte überhaupt nichts davon gewusst. Schnell holte ich mein Buch hervor und prägte mir noch vor dem Klingeln alle möglichen Dinge ein. Aber Herr Block schrieb keine Klassenarbeit. Ich sah fragend zu Erwin. Der lächelte und formte mit den Lippen die Worte: „April, April ...“

Ich fand, dass der 1. April ein hanz blöder Tag war. Nach und nach ließen die Aprilscherze in unserer Klasse nach. Ich war wachsam und ließ mich nicht mehr anführen. Zu Hause schickte mich Mama in den Keller, Suppengrün heraufzuholen. „Wieso hast du Suppengrün im Keller?“ fragte ich verwundert. „Es hält sich doch besser. Wenn Suppengrün lange im Hellen liegt, schießt es ins Kraut, Alfi.“ Ich nahm den großen Schüssel und ging in den Keller. Doch im Keller fand ich kein Suppengrün. Ich riss nur einen Kohlenstapel um, als ich es suchte. „Ich habe überall gesucht“, sagte ich, als ich schwarz vom Kohlenstaub aus dem Keller kam, „doch dein Suppengrün ist nicht zu finden.“ „Kann auch nicht“, sagte Mama ganz ernst, dann lachte sie los. „Es liegt nämlich nur am 1. April unten.“ Sie setzte sich auf den Küchenschemel. „Suppengrün im Keller ... sonst schießt΄s ins Kraut ...“, rief sie immer von neuem und wischte sich die Tränen aus den Augen.

Ich ging raus und setzte mich in die Stube an den Tisch und brütete. Einen ganz tollen Aprilscherz wollte ich mir überlegen. Ich beschloss, meinen großen Schlag beim Abendbrot zu führen. Papa kam nach Hause. Mama hatte nichts Eiligeres zu tun, als ihm gleich die Geschichte mit dem Suppengrün im Keller zu erzählen. Beim Abendessen blieb ich stumm und löffelte nur still. „Da ist doch was los!“, sagte Papa zu Mama. „Ärger in der Schule?“ fragte er mich. Nach dem Abendessen zeigte ich nämlich immer meine Hefte. Also dachte er, ich bin still geworden, weil in einem der Hefte eine Vier oder Fünf steht. „Na, raus mit der Sprache“, sagte Papa. Ich tat ganz traurig und stotterte herum: „Ich habe heute ... weißt du ... eigentlich ... nämlich einen Tadel bekommen.“ Papa räusperte sich. Das war ein schlechtes Zeichen. Der erste Tadel in meiner ganzen Schulzeit, sonst hatte ich in Betragen immer eine Eins, nur manchmal „gut“. „So, ein Tadel, warum?“ fragte Papa kurz. „Ich ... ich habe viermal die Schule geschwänzt und den Lehrer Holzkopf genannt.“ Mama schob ihren Stuhl entsetzt zurück. Sie traute meinen Worten zuerst nicht. „Du hast geschwänzt und deinen Lehrer ... „, sie stockte, „du hast deinen Lehrer einen Holzkopf genannt?“. Ich sah auf meinen Teller und nickte. Aber das genügte mir noch nicht. „Ich habe auch in der Klasse gespuckt, jetzt soll ich von der Schule fliegen.“ Ich hatte kaum zu Ende gesprochen, hieb Papa mit der Faust auf den Tisch. „Das ist ja unglaublich, du benimmst dich in der Schule wie ein Wilder ... „. Mama war ganz blaß geworden. Jetzt wollte ich sagen „April, April“ und „ihr seid aber schön reingefallen“, doch ich kam nicht dazu. Papa und Mama begannen auf mich zu schimpfen. Ich konnte gar nichts sagen und die Geschichte aufklären, sie ließen mich nicht zu Worte kommen. „Marsch ins Bett!“ rief Mama. Ich wurde ins Schlafzimmer geschoben. Ich wollte nun über meinen Aprilscherz lachen, dass er mir so gut gelungen war. Aber ich hatte keine Lust mehr zum Lachen.

Nach einer Weile ging ich wieder in die Stube. Jetzt wollte ich wirklich alles aufklären. „Ich habe doch nur ...“. Papa unterbrach mich sofort. „Ich will keine faulen Ausreden hören, Alfons.“ Mama nickte dazu. „Und überhaupt, wir haben dich doch zum Schlafengehen geschickt, weshalb bist du noch nicht angezogen?“ Krach! Flog die Tür zu, und ich musste ins Bett gehen. Langsam wurde ich auch wütend. Na gut, dachte ich zuletzt, dann sage ich es euch eben nicht. Ich hörte noch, wie Papa und Mama eine ganze Weile im Zimmer von mir sprachen.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich hatte schlecht geträumt. Im Traum habe ich in die Stube gespuckt, und Papa hatte mich dafür in einen Keller voll Suppengrün gesperrt. Nun wurde ich wach, und mir fiel gleich mein Aprilscherz ein. Leise stand ich auf, nahm mir ein Blatt Papier und einen Füller und ging damit in die Toilette. Dort machte ich Licht und schrieb in großen Buchstaben einen Zettel:

Der Tadel wegen Holzkopf und spucken auch schwänzen ist alles April April Euer Alfons

           

Den Zettel stellte ich vor den Spiegel, wo sich Papa morgens rasiert. Dann ging ich zufrieden ins Bett. Am nächsten Morgen sah ich Papa nicht. Er war, ohne mir wie sonst auf Wiedersehen zu sagen, weggegangen. Mama stellte mir schweigend mein Frühstück hin. Ich überlegte, ob sie mir meinen Aprilscherz übelgenommen haben, oder glaubten sie vielleicht, ich habe wirklich den Tadel bekommen und wollte mich mit dem Zettelschreiben herausreden?

An diesem Tag, am 2. April, waren wir alle irgendwie ärgerlich: das hat man nun davon, wenn man auf einen wirklich guten Aprilscherz kommt.

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

“Was mein Wellensittich Putzi und ich ertragen mussten”

Teil II

Ich hatte gehört, dass Wellensittiche gut sprechen kön­nen. Mein Wellensittich Putzi sollte auch sprechen. Erst wollte ich ihm Deutsch beibringen. Dann sollte er noch mit mir zusammen Russisch lernen. Vielleicht konnte er mir dann sogar die Vokabeln abfragen. So fing ich an, Putzi das Sprechen beizubringen. Ich setzte mich vor sein Bauer und sagte: „Mein lieber Putzi! Pass mal auf, das Spielen hat jetzt ein Ende, jetzt wird fleißig gelernt, hast du Lust dazu?" Putzi war nämlich sehr klug und zahm geworden. Putzi hatte aber keine große Lust zum Lernen. Er kletterte zum Futternapf und begann zu fressen. „Erst arbeiten — dann essen", sagte ich. Putzi gehorchte nicht. Na, unsere Lehrer sind ja auch geduldig mit uns. Ich wartete, bis er satt war, und begann. „Sprich mir mal nach: 'Ich heiße Putzi Zitterbacke'." Putzi flatterte ein bisschen herum und krächzte zweimal. Ein guter Anfang. „Brav", sagte ich, „nun noch einmal. Ich heiße..." Putzi kreischte bloß, weil Mama ins Zimmer gekom­men war. Ich bat sie, nicht hierzubleiben, weil ich mit Putzi arbeiten muss. Mama sah mich seltsam an, ging aber dann. Als ich diesen Satz über hundertmal gesagt hatte, setzte sich Putzi bequem hin, steckte sein Köpfchen un­ter die Flügel und schlief ein. Das war keine schöne Ant­wort.

Am nächsten Tag begann ich von neuem. Doch er be­griff nichts, und langsam fing ich an zu zweifeln, ob Wellensittiche überhaupt sprechen können. Aber ich hat­te es doch ganz bestimmt irgendwo gelesen. Da fiel es mir ein. Robinson auf seiner Insel hatte auch einen Wel­lensittich, wohl ein bisschen größer, und mein Putzi sollte dümmer sein als die anderen?

Über eine Woche sprach ich jeden Tag mit Putzi. Dann war ich ganz durcheinander. Aus Versehen sagte ich ein paarmal zu Papa „Putzi." Und als Herr Filkendorf, der neue Turnlehrer, zu uns kam und wir alle unseren Namen nennen mussten, sagte ich: „Ich heiße Putzi Zitterbacke." Die Klasse lachte furchtbar. Herr Filkendorf notierte sich etwas, und ich konnte mir schon denken, was er von mir dachte. Dabei habe ich es nur ganz in Gedanken gesagt. Nach der Pause ging ich zu Herrn Filkendorf und sagte: „Herr Filkendorf ... ich entschuldige mich, es war gar kein Spaß; ich heiße nämlich nicht Putzi, sondern Alfons und Putzi soll spre­chen lernen. Und weil ich immerzu Putzi vorsage, geht mir das Wort gar nicht mehr aus dem Kopf." Herr Filkendorf verstand mich wohl nicht. Ich stotterte noch ein bisschen herum und rannte dann einfach weg.

Nein, so konnte es nicht weitergehen. Ich sprach mit Erwin. Der hat nämlich auch Tiere zu Hause und füttert die Tiere unserer Klasse, die in der grünen Ecke stehen. „Das ist ganz einfach", sagte Erwin, „das ist alles bloß Dressur, du musst ihn richtig abrichten."

Mehr wusste er auch nicht. Er sagte mir noch, ich soll aufpassen, dass ich keine Papageienkrankheit bekäme, die soll sehr gefährlich sein. Ich erschrak ordentlich. Viel­leicht ist es schon diese Papageienkrankheit, weil ich dauernd Putzi zu anderen Leuten und zu mir sage. In den nächsten Tagen überlegte ich, wie ich Putzi rich­tig dressieren könnte. Von Erwin hatte ich noch einen neuen Vorschlag: Es sollte Bücher über Dressur geben. Ich räumte meine Sparbüchse aus und ging in einen Bü­cherladen. „Na, Kleiner", sagte die Verkäuferin, „was möchtest du denn, ein Bilderbuch oder ein schönes Märchen­buch?" Ich wusste gar nicht, was ich darauf antworten sollte, und wurde ganz rot. Ich bin doch kein Kleiner mehr! Wir sahen uns eine ganze Weile stumm an. „Na, was wünschst du denn?" fragte sie. Als ich immer noch wegen „Kleiner" und „Märchenbuch" schwieg, zog sie ein Buch aus dem Regal. „Sieh mal, hier sind schöne Geschichten und Märchen drin.“ Da drehte ich mich um und rannte einfach raus.

Ein paar Straßen weiter war ein anderer Laden. Ich ging hinein und sagte gleich zur Verkäuferin: „Guten Tag! Ich brauche ein Buch, wie man Tiere dressiert." Es gab eine Menge schöner Bücher, von Ameisen, Pferden, Löwen, Fröschen, aber keins von Wellensittichen. Sie zeigte mir auch Bücher von Singvögeln u Adlern. „Aber von Wellensittichen?" fragte ich. Sie hatte keins. Von Dressur überhaupt gab es nur eins: „Wie richte ich meinen Hund ab."

Aber Putzi war doch kein Hund. Doch nun konnte auch hier nicht einfach weggehen. Ich kaufte es und ging. Es kostete 3,80 DM. Zu Hause las ich das ganze  Buch durch. Vielleicht schaffe ich mir noch einen Hund an. Ein Hund kann neben mir gehen, sich auf Kommando setzen und auch etwas, was ich verliere, wieder holen. Außerdem kann er meine Feinde beißen. Dann sollen sie mich noch mal wegen meinem Namen ärgern! Vielleicht konnte ich mit Putzi aus diesem Buch üben. Ich übte mit Putzi „Fuss" und „Platz". Aber auch da horchte er nicht. Nein, das Buch taugte nicht, um meinem Putzi das Sprechen beizubringen. Ich fing von vorn an. Zwei Wochen lang sagte ich jeden Tag zu ihm eine Stunde lang „Putzi, Putzi..."

Dann wurde ich krank. Ich bekam Gaumensegellähmung. Der Arzt sagte, ich habe mich völlig überanstrengt. Ich kam nach Hause und war sehr wütend Putzi.  „Du bist ja doof, schrie ich. Putzi nickte und sah mich mit seinen kleinen Kohlen­augen an und krähte „doof, doof..." Ich lief in die Küche. „Mama, Putzi spricht, ich habe ihm das Sprechen beigebracht." Doch Putzi sagte nichts mehr. Das nächste Mal sprach er erst, als Tante Anna zu uns kam. „Ei, was hast du für ein kleines hübsches Vögelchen", sagte sie. „Hm, ist Putzi", sagte ich. Putzi saß brav auf meinem Finger und sah Tante Anna an.

„Na komm, komm her, Putzilein", lockte sie ihn. Putzi saß ganz still, schaute Tante Anna an und krächzte: „Doof, doof..." Es hat furchtbaren Ärger gegeben. Mama sagt, ich vergraule so die ganze Verwandtschaft. Ich habe beschlos­sen, Putzi nicht mehr abzurichten. Aber wenn ich mir einen Hund kaufe, da will ich's noch mal versuchen. Tante Anna habe ich gestern auf der Straße getroffen. Als ich ihr „Guten Tag" sagte, hat sie bloß genickt. Sie sprach kein Wort zu mir.

Aufgabe 3:

Verben mit Dativ Verben mit Akkusativ Verben mit Dativ und Akkusativ
begreifen beibringen
   

Aufgabe 4: Erweitern Sie folgende verbale Wortgruppen bis zu den kompletten Sätzen!

und rannte dann weg / ich drehte mich um / ich rannte einfach raus / mir einen Hund anschaffen / die ganze Verwandschaft vergraulen.

Aufgabe 5: Analysieren Sie in der Tabelle angeführte Adjektive vor! Welche von ihnen passen auf welches Tier zu?

klug / zahm / groß / geduldig / satt / brav / dümmer / größer

das Pony; der Wellensittich; der Elefant; der Seehund; der Papagei

 

Aufgabe 6: Beweisen Sie, dass die folgende Lexikreihe auf die Tiere und Tierbetragen bezogen ist!

fressen / Futternapf / kreischen /  sein Köpfchen un­ter die Flügel stecken / krächzen / flattern.

 

Aufgabe 7: Lernen Sie folgende Synonyme zum Wort `дрессировать`!

dressiert werden / der Dressur unterliegen / abgerichtet werden / der Tierbändiger bringt dem Tier die Tricks bei / einen Elefanten den Handstand machen lassen / ein paar Löwen durch Reifen springen lassen / die Seehunde mit Bällen jonglierten lassen / Putzi auf einen Pfiff kommen lassen / Putzi auf Befehl ins Ohr kneifen lassen / Putzi laut ins Mikrophon rufen lassen / dem Wellensittich noch andere Tricks beibringen / einen Hund neben dem Tierbändiger gehen lassen / dem Hund beibringen, sich auf Kommando zu setzen / den Hund holen lassen, was der Tierbändiger verloren hat / den Hund die Feinde des Tierbändigers beißen lassen / mit Putzi „Fuss" und „Platz" üben.

Aufgabe 8: Gebrauchen Sie sie die Synonymreihe aus der Übung 7 beim Übersetzen folgender Sätze!

  1. Кошку невозможно дрессировать. 2. Укротитель тигров подготовил сильный номер. 3. Разве можно научить слона стойке на голове? 4. В цирке работают дрессированные животные. 5. Братья Запашные – самые известные дрессировщики в России. 6. Наша собака не поддаётся дрессировке.

Weiterführende Aufgaben:

Aufgabe 9: Schreiben Sie die in diesem Textauszug erwähnten Tierbezeichnungen in der Singularform!

Es gab eine Menge schöner Bücher, von Ameisen, Pferden, Löwen, Fröschen, aber keins von Wellensittichen. Sie zeigte mir auch Bücher von Singvögeln u Adlern. „Aber von Wellensittichen?" fragte ich. Sie hatte keins. Von Dressur überhaupt gab es nur eins: „Wie richte ich meinen Hund ab."

Aufgabe 10: Erklären Sie, warum man folgende Wortgruppen und Wendungen Zeitlexik nennen könnte?

dauernd / eine ganze Weile / hundertmal / einmal / immer noch / das nächste Mal / jetzt / erst … - dann … / über eine Woche / zwei Wochen lang / ein paarmal / in den nächsten Tagen.

Aufgabe 11: Ordnen Sie die angeführten Vokabeln der entsprechenden thematischen Rasterspalte zu!

Arztlexik Lehrerlexik

Dann wurde ich krank / Ich gehorchte nicht / Ich bekam Gaumensegellähmung / „Sprich mir mal nach!“ / Der Arzt sagte, ich habe mich völlig überanstrengt / Na, unsere Lehrer sind ja auch geduldig mit uns.

Kapitel 7

Was mein Wellensittich Putzi und ich ertragen mußten”

Teil III

Seit Putzi zu Tante Anna so unhöflich war, ist eine ganze Zeit vergangen. Weiter hatte er noch nichts gelernt. Dieses dumme Wort sagte er immer dann, wenn er es nicht sagen sollte. Ich hatte jedenfalls viel Ärger mit ihm, und viele dachten, ich hätte ihm das bloß beigebracht, dass er die anderen Menschen beleidigen soll. Das habe ich aber gar nicht! Aber sonst war er ganz zahm geworden. Er flog im Zimmer herum, setzte sich auf meine Schulter, zwickte mich ins Ohr, setzte sich auch gern auf meinen Kopf. Mittags kam er an den Tisch und pickte an meinem Teller herum.

Wenn ich zweimal hintereinander pfiff, kam er gleich zu mir. Er wusste, ich hatte dann einen Leckerbissen für ihn. Eines Tages kam ein Zirkus in unsere Stadt. Ich ging natürlich hin. Es gefiel mir alles sehr. Besonders habe mich für die Tiernummern interessiert. Da hatten sie einen Elefanten, der Handstand machte, ein paar Löwen, die durch Reifen sprangen, Seehunde, die mit Bällen jonglierten, und viele Pferde. Zu Hause fiel mir ein, dass gar keine Nummer mit einem Wellensittich dabei war. Ich dachte mir, wenn ich mit Putzi hingehe, und ich zeige ihnen, wie er auf einen Pfiff kommt und auf Befehl ins Ohr kneift, vielleicht auch laut ins Mikrophon ruft, könnte das sehr schön sein. Wenn sie mir nun sagten, wie man dem Wellensittich noch andere Tricks beibringen kann, könnte ich vielleicht mal mit ihm im Zirkus auftreten. Ich nahm mir vor, einmal mit Putzi im Zirkus zu erscheinen.

Schon am nächsten Tag klappte es. Ich nahm einen Schuhkarton, streute etwas Futter hinein, wickelte ein Handtuch drum und ging zum Zirkus. Beim Zirkus war alles zu. Ich lief umher, irgendwo hörte ich Stimmen. Da sprang ich einfach über den Zaun und ging zwischen den Wagen zum großen Zelt. Ich war ein Paar Schritte gekommen, als ich plötzlich am Kragen gepackt wurde. „Lassen Sie mich los!" sagte ich und drehte mich um. Aber was sah ich da? Es war gar kein Mensch. Ein Ele­fant stand hinter mir, hatte seinen langen Rüssel ausge­streckt und fuhr mir nun damit übers Gesicht und blies mich an. „Hilfe!" schrie ich, ließ meinen Karton mit Putzi los und rannte. Ich sauste eins, zwei um ein paar Ecken und prallte gegen einen dicken Mann mit einem schwarzen Bart. Von der Vorstellung her wusste ich, es war der Di­rektor. „Hoppla", sagte er, „warum so eilig?" „Ich ... der Elefant ... Rüssel packen ...", stotterte ich. Aber der Direktor lachte nur und fragte: „Dich hat Emir so erschreckt? Aber er tut doch niemandem etwas. Er wollte nur eine kleine Leckerei von dir haben." Ich erschrak von vorne. Wenn er nun den Karton mit Putzi als Leckerei auffraß? „Aber ich ... Putzi ... aufressen ..." Der Direktor lachte wieder, zog an seinem Bart und sagte: „Nun beruhige dich mal, ist ja schön, dass du gekommen bist. Da wollen wir gleich mal in die Manege gehen und üben."

Ich kam von einem Schreck in den anderen. Wor wusste er denn von meinem Plan? Da entsann ich mich, dass hier auch ein Zauberer aufgetreten war. Vielleicht hatte der meine Gedanken erraten? Der Direktor schrie: „August, komm raus!" Aus einem Wagen kletterte ein junger Mann, der mir freundlich „Guten Tag" sagte und sehr ernst aussah. „Das ist August, der Clown." Ich erkannte ihn überhaupt nicht wieder. Und zu August sagte der Direktor: „Und das ist unser neuer Mitarbeiter." Ich sagte nichts und nahm mir vor, auch nichts weiter zu sagen. Ich wollte erst mal sehen, was wird. Ich muss zugeben, dass ich in diesem Moment Putzi in seinem Karton ganz vergessen hatte. Es war alles zu aufregend.

Wir gingen in die Manege. Es sah hier sehr kahl aus und roch ein bisschen nach Tieren. In der Manege übten ein paar Jongleure. Der Direktor sagte: „Kollegen, geht mal raus, wir wollen sehen, ob der Junge schon für eine Nummer reif ist.“ „Willst du so probieren, oder hast du einen Dress?“ Ich sagte: „Vielleich trete ich so auf, wenn Sie es

meinen." „Mach dir aber nicht die Sachen schmutzig", sagt der Clown ernst. „Also probieren wir", rief der Direktor. „Tempo, Tem­po, bring das Pony rein!" Der Direktor war sehr lebendig und ließ niemanden zu Wort kommen, und es musste alles sehr eilig gehen. „Also", sagte er zu mir, „es ist ja klar, dass du zusam­men mit einem Clown auftrittst. Am besten, du sitzt im Zuschauerraum und kommst dann, wenn August seine Sache zu Ende hat, in die Manege. Setz dich mal dahin­ten hin." Ich gehorchte und setzte mich auf eine Bank. Ein Pony wurde hereingeführt. August, der Clown, versuchte sich daraufzusetzen. Er sprang ganz ulkig auf und rutschte gleich auf der anderen Seite hinunter. Dann versuchte er es von hinten, fiel aber kopfüber wieder in den Sand.

Ich musste furchtbar lachen. Dann rannte ihm das Pony weg. August hinterher. Aber er bekam es natürlich nicht, hielt sich am Schwanz fest und rannte aus der Manege. „Bravo", rief der Direktor, „sehr gut, August, jetzt muss unser Bambino kommen." Ich war sehr gespannt, was das für ein Tier war. Aber kein Tier kam. Der Direktor schrie: „Jetzt bist du dran." Was, ich bin doch kein Bambino, dachte ich, und ich wollte doch eigentlich nur fragen, ob man mit Putzi eine Zirkusnummer machen kann. „Ich ... kann doch ...", sagte ich. Der Direktor hörte mich wohl gar nicht. Er rief: „Jetzt darf man keine Zeit verlieren, sonst wird das Publikum unruhig, du musst sofort in die Manege. Spring - und rauf aufs Pony!" Was sollte ich denn bloß machen? Ich gehorchte. Ich kletterte hinunter, das Pony rannte an mir vorbei, und dann versuchte ich aufzuspringen. Ich hielt mich an der Mähne fest, und tatsächlich kam ich auch rauf.

Der Direktor schrie: „Gut, Bambino, das sieht aus, als ob du noch nie auf einem Pferd gesessen hast, da lachen die Zuschauer schon. Und jetzt aufstehen." „Tempo, Tempo, keine Zeit verlieren", schrie der Direktor. Ich versuchte es. Doch kaum hatte ich mich ein bisschen aufgerichtet, verlor ich das Gleichgewicht und türzte in den Sand. „Kann passieren", schrie der Direktor, „gleich wieder rauf, Tempo, Tempo." Ich nahm einen neuen Anlauf, und da das Pony sehr ruhig lief und wahrscheinlich sehr zahm war, kam ich wieder gut rauf und versuchte mich hinzustellen. Mir wurde schwindlig, und ich sprang ab. Leider fiel ich dem Direktor vor die Füße und riss ihn um. „Ja, der Teufel", schrie er und zog an seinem schwarzen Bart. „Hast du denn keine Nerven, wozu hast du denn so lange geübt? Benimmst dich ja wie ein blutiger Anänger, Bambino!" Ich lag im Sand und sah zu ihm auf. „Aber ich doch bloß wegen Putzi..."

In diesem Augenblick kam ein anderer Junge ins Zelt. Er sah klein und zierlich aus und hatte langes schwarzesi Haar. Mit ein paar Sprüngen war er in der Manege und hopp, stand er auf dem Pony, die Arme ausgebreitet „Donnerwetter", schrie der Direktor, „wer bist du denn, und wo kommst du her?" Der andere Junge machte gerade einen Kopfstand auf dem Pony und sagte von unten: „Na, Sie haben mich doch herbestellt. Ich bin Bambino, meine Eltern kommen eine Stunde später. Wir wollen doch die neue Nummer probieren." Dabei richtete er sich auf und tanzte auf einem Bein.

„Ja, und wer bist du?" fragte der Direktor erstaunt. „Ich bin Alfons Zitterbacke", sagte ich, immer noch im Sande liegend. „Zitterbacke? Also aus einer Clownsfamilie." „Aber nein", sagte ich, „mein Papa geht richtig arbei­ten." Doch der Direktor hörte gar nicht zu, klatschte in die Hände und sagte: „Bravo, Bambino, ganz vorzüglich." Ich kroch vorsichtig ein Stück beiseite. „Und dann lassen wir die Löwen rein", sagte der Di­rektor. Was? dachte ich, wenn hier schon Elefanten rum­laufen, kommen Löwen vielleicht auch ohne Gitter in die Manege. Und weil sie mich nicht kennen, halten sie mich vielleicht für ein Stückchen Futter! Ich sprang auf und rannte ebenso schnell, wie der richtige Bambino herein­kam, aus dem Zelt. Da fiel mir Putzi ein. Ich musste ihn retten. Ich schielte um die Ecke. Hinter dem Wagen stand der Elefant Emir. Vor ihm lag das Paket. Ich ging langsam näher, aber ganz vorsichtig. „Darf ich das Paket wiederhaben, Emir?" fragte ich den Elefanten. Ich wollte ihn auf gar keinen Fall wütend machen. Der Elefant hob den Rüssel und schnaubte lei­se. Aber was sollte das bedeuten? Ja oder nein? Ich such­te in meinen Taschen und fand einen klebrigen Bonbon. „Wollen wir tauschen?" sagte ich. „Du gibst mir Put­zi, und ich gebe dir einen schönen Bonbon."

Der Elefant kam mit seinem Rüssel näher und nahm ganz vorsichtig und leise den klebrigen Bonbon aus mei­ner Hand. Inzwischen griff ich nach meinem Paket und hörte drin Putzi „doof“ krächzen. Ich machte einen tiefen Diener vor dem Elefanten (was ich sonst ja nie mache) und ging ganz langsam rückwärts. Der Elefant schaukelte mit dem Rüssel und sah mich mit seinem kleinen Auge an. Mir war beinahe so, als ob er lachte. Als ich über den Zaun war und wieder auf der Straße stand, nahm ich mein Taschentuch hervor und wisch

mir den Schweiß ab, der ganz dick auf meiner Stirn stand, und ging nach Hause.

Leider weiß ich nun immer noch nicht, wie man Putzi richtig abrichtet. In der Klasse sagen sie aber, seit ich mein Erlebnis erzählt habe (genau wie es war, nicht anders), ich bin ein Angeber. Dabei stimmt doch alles. Auf den Plakaten des Zirkus steht jetzt als eine große Nummer „Bambino, der kleine Kunstreiter". Das will ich mir unbedingt ansehen. Aber niemand wird mir glauben, dass der Direktor mal gadacht hat, ich bin Bambino, und dass

ich schon auf dem Pony ganz schöne Kunststücke fertig gebracht habe.

 

Kapitel 8

Mein Gespensterbahnerlebnis

Eines Tages kam ein Rummel in unsere Stadt. Wir Jungen waren gleich begeistert. Mama wollte mich nicht hinlassen. „Es kostet zuviel Geld", sagte sie, „und außerdem ist es auch gefährlich auf dem Riesenrad!" Ich merkte schon, Papa wollte am liebsten mitkom­men. Doch er hatte irgendeine Sitzung vor. Heimlich gab er mir aber eine Mark. „Sag's nicht unbedingt Mama", flüsterte er mir zu. Als ich ging, steckte mir Mama noch einen Fünfziger in die Tasche.

Wir waren vier, Erwin, Peter, Bruno und ich. Zuerst rannten wir nur zwischen den Buden und Karussells um­her. „Fangen wir mit Riesenrad an", sagte Erwin. Ich hatte keine richtige Lust, mir wird so leicht schwindlich. „Bist wohl feige, Zitterbacke?" sagten die anderen. Ich tat, als ob ich nichts gehört hätte. Da gingen wir weiter zur Achterbahn. „Los, rauf!" rief Erwin. Gerade donnerte eine Achter­bahn vorbei, und die Mädchen schrien ganz laut. „Ist mir ein bisschen teuer", sagte ich, „für Kinder 'n Fünfziger, da kann ich mir bloß noch einen großen Apfel und Zuckerwatte kaufen." Erwin wurde wütend. Aber auch Peter hatte keine rechte Lust und sagte, es ist ihm zu teuer. Da gingen wir wieder weiter, und wir kamen an die Gespensterbahn. Es war eine große Bude mit einer Leuchtschrift obendrauf.

Wer noch nicht gruseln gelernt hat - hier lernt er es bestimmt!

CÄSAR STILLMANNS

Gespensterbahn treibt den stärksten Männern

die Angsttränen in die Augen und Schüttelfrost über die Haut.

Ich las das laut vor und merkte, wie mir eine kalte Hand langsam den Rücken entlangkrabbelte. Peter und Bruno blieben ganz still, nur Erwin knurrte. Die Bude hatte zwei Tore. Dazwischen gingen Schienen, auf denen kleine Wagen entlangfuhren. Man stieg ein, der Wagen sauste los, eine Tür knallte, und weg war man. Nach einer ganzen Weile kam man zum anderen Tor wieder heraus. Aber wie! Die Frauen und Mädchen versteckten sich immer an den Schultern der Männer, und die Männer hatten ihren Hut in die Stirn gezogen. Aus dem Lautsprecher der Bude kam Heulen und Kreischen. Wir standen immer noch davor und sagten nichts. Da sagte Erwin: „Ich finde, dreißig Pfennig für eine Fahrt sind ein bisschen viel." „Bist wohl feige, was?" fragte ich. Ich dachte, er wür-

,ja" sagen, und dann würden wir weitergehen und brauchten nicht in diese Gespensterbude hinein.

Er schrie mich an: „Selber feige!" „Ich ein Feigling?" sagte ich. „Ich trau mich Gespensterbahn zu fahren, aber du nicht!" Eigentlich hatte ich keine große Lust, und Papa sagt oft, ich bin für einen richtigen Zitterbacke nicht mutig genug. Aber feige wollte ich mich nicht so oft nennen lassen. „Los, komm!" sagte ich. „Fahren wir ab." „Gut", sagte Erwin finster und kramte sein Geld her­vor. Wir gingen zur Kasse. Peter und Bruno blieben zu­rück. Sie wollten aufpassen, was mit uns geschieht. Der Mann an der Kasse sagte: „Kommen Sie rein, hier werden Sie das Klappern Ihrer Zähne hören, hier werden Sie zittern wie Hunde im Winter."

Ich merkte, wie mir die kalte Hand wieder auf dem Rücken herumkrabbelte. Erwin und ich stiegen in einen Wagen. Als wir an Peter und Bruno vorbeifuhren, wink­ten wir ihnen lächelnd zu. Das Lächeln tat in den Backen weh. Der Wagen machte einen Ruck, eine große Tür knall­te uns um die Ohren, und wir fuhren ins Dunkel. Überall heulte und jaulte es. Es ging im Zickzack, wir mussten uns festhalten, damit wir nicht aus dem Wagen flogen. Plötzlich blickte uns etwas mit rotglühenden Augen an, und wir sausten unter einer riesigen Eule durch. Da er­schien plötzlich ganz blaurot ein Gespenst und drohte uns. „Raus", schrie Erwin, „weg von hier!" Aber wie konnten wir aus dem Wagen steigen, der fuhr doch mit uns weiter, und es ging erst richtig los!

Lange zittrige Finger griffen nun nach unseren Köp­fen und fuhren über unser Gesicht. „Totenfinger", schrie ich und schloss die Augen. Dann schlug ein Blitz neben uns ein, und Donner rollte. Damit wir die Augen aufmachten, blendete uns Licht, und zwei Hexen umtanzten unseren Wagen. Nun kam das Schlimm­ste. Die Fahrt wurde auf einmal langsamer, es wurde ein bisschen heller, Erwin und ich guckten uns an und woll­ten gerade aufatmen, da entdeckten wir es. In einer be­leuchteten Nische stand ein Gerippe und winkte uns zu Wir fuhren ganz langsam drauflos. Immer, immer näher . Mir stiegen die Haare zu Berge. Ich sprang auf und schrie „Ich kann nicht mehr..."

Erwin wollte mich festhalten, da machte der Wagen einen Ruck, und ich lag auf dem kalten Sand und sah nichts. Ich hörte nur noch Erwin von ferne jammern: „Hilfe, Zitterbacke, wo bist du?!" Ich war in der Gespensterbude allein. Als ich stand, sauste ein neuer Wagen vorbei, und eine Frauenstimme : „Ewald, schon wieder ein Gespenst!" Die meinte wohl mich. Ich tastete mich langsam vorwärts. Beim Licht des nächsten Wagens merkte ich, dass ich gerade neben dem Gerippe stand. Ich erschrak furchtbar und fiel mit dem Gerippe zusammen um. Pfui Deibel, staubte es, das Gerippe war auseinandergebrochen. Nur im Kopf leuchtete noch eine grüne Birne. Schwindel, dachte ich, mit Glühbirnen leuchten! Ich tappte weiter und passte immer auf die kleinen Glühbirnen auf, die hier und da brannten, und passte auch auf, dass ich nicht von einem Wagen angefahren wurde. Ich hatte allerdings nicht gesehen, dass ich schon bei dem Gespenst angekommen war, und verwickelte mich in dessen ­weißen weiten Mantel. „Blödes Gespenst", sagte ich, „alles nur Pappe." Es fuhr gerade ein Wagen mit zwei Mädchen vorbei. „Es lebt, es bewegt sich", wimmerten sie und verschwanden laut weinend wieder im Dunkel. Ich fand den Ausgang nicht mehr. Da kam ich auf die Idee, bei der nächsten Gelegenheit auf einen Wagen auf­zuspringen und so endlich aus dieser albernen Gespensterbahn herauszukommen. Beim Gerippe fuhren die Wagen ja immer langsam, da wollte ich springen.

Erst kam ein besetzter Wagen, da saßen ein junger Mann und ein Mädchen drin, die sich fortwährend küssten. „Huhu, ihr kommt in die Hölle", rief ich, um sie zu ärgern. Aber sie ließen sich gar nicht stören. Schon beim nächsten Wagen hatte ich mehr Glück. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, ich sah im Schummerlicht, dass eine ältere dicke Dame allein im Wagen saß. Als ich zu ihr in den Wagen sprang, wollte ich sagen: „Guten Tag, bitte um Entschuldigung, aber ich habe mich hier in der Gespensterbahn verlaufen." Dazu kam ich gar nicht. Die Dame machte ein Geschrei, wie ich es in meinem Leben noch nicht gehört habe. Dann wurde sie ganz still und legte sich auf mich, dass ich Mühe hatte, nicht wieder herauszufallen. Sie war ohnmächtig. Bei den neuen Tricks in der Bude hatte ich keine Angst mehr. „Alles Pappe, alles Quatsch", sagte ich wütend. Da fuhren wir schon ins Freie. Zuerst blendete mich das Licht. Doch dann sah ich Peter und Bruno stehen. Sie blickten mich ganz steif und mit weit aufgerissenen Augen an. Ein paar Mädchen in ihrer Nähe sahen mich auch an und kreischten los. Die Dame neben mir atmete schwer und weinte in ihr Taschentuch. Ich blickte an mir herunter: Ich war ganz grau vor Staub, und an meiner Schulter hing ein großes Stück des weißen Gespenstertuches. In mei­ner Hand hielt ich, das hatte ich gar nicht bemerkt, den abgebrochenen Arm des Pappgerippes. Wie der Blitz sprang ich aus dem Wagen und rannte los. Ich konnte Bruno und Peter noch zurufen: „Tempo abhauen!" Sie rannten mir nach und verschwanden im Park. „Wo ist Erwin?" fragte ich. „Er kam ganz blaß aus der Gespensterbude raus, raste los und rief uns zu: „Alfons ist vom Gespenster geraubt. Weg war er."

Peter und Bruno waren vor Schreck an der Bude stehengeblieben und wollten gerade die Polizei alarmieren wegen Kindesraub, als ich dann rauskam. „War schlimm, was?" fragte Bruno und wies auf den abgebrochenen falschen Knochen.

„Hatte ganz schön zu tun", sagte ich. Ich warf den Papparm und das Gespenstertuch weg. Peter und Bruno bettelten, ich sollte noch mehr von der Bude erzählen. Ich sagte aber nur: „Ihr habt ja gesehen, wer feige war, Erwin oder ich? Wenn es richtig losgeht, haut er ab." Zu Hause sagte Papa: „Na, wie war's Alfi?" „Ooch", sagte ich, „eigentlich langweilig. Du würdest dich auf diesem Rummel bloß ärgern." Mama sagte: „Geh doch mal in den Keller und hole Kohlen, Alfons." Ich wollte nicht richtig. Ehrlich gesagt, habe ich furcht­bare Angst, abends in den Keller zu gehen. Und ich rede­te so lange herum, bis Papa mitkam. Es sind zu viele Spinnweben da unten, es soll auch Ratten geben, und wer weiß, was sich sonst noch dort versteckt.

Kapitel 9

Große Schlange und ich donnern mit dem Kuchenblech

 

       Ich halte viel aus. Das schlimmste aber für mich ist, zu Besuch zu gehen. Mir wird schon ganz schlecht, wenn ich höre, wie Mama sagt: „Nehmt euch mal am Sonntag nichts vor, wir müssen zu Tante Anna fahren.“ dabei ist Tante Anna eine gute Frau, sie hat immer Bonbons für mich. Aber was so alles an einem Besuch dranhängt, das ist fürchterlich. Besonders Mama ist immer aufgeregt und sagt Papa und mir, wie wir uns bewegen solen und was man nicht tun darf.

       Eines Tages kam eine Postkarte für Papa. Papa freute sich und rief mir zu: „Alfons, mein alter Schulfreund lädt uns zum Sonntag ein. Du kennst ihn doch, wir trafen ihn beim Kopfsprungüben.“ Natürlich erinnerte ich michan ihn, Doch ich hatte keine große Lust, zu ihm hinzugehen, weil ich schon ahnte, dasses Ärger geben würde.

       Der Sonntag kam, und Mama zog mir den dunkelblauen Matrosenanzug an. Ich kann das Ding nicht leiden, denn jede Fussel ist darauf zu sehen. Ich muss immer wie ein Denkmal stehen, damit kein Fleck daraufkommt und Mama keinen Anlass hat, mit mir zu schimpfen. Dazu bekam ich weiße Kniestrümpfe an. Man braucht sich nur einmal umdrehen, und schon sind sie schwarz – und wieder ist Mama dann böse.

       „Wenn du in die fremde Wohnunh kommst, was machst du da, Alfons?“ fragte Mama mich. „Na, dann sage ich guten Tag“, antwortete ich erstaunt. „Nein, du wartest, bis die Erwachsenen dir die hand geben, und dann sagst du guten Tag. Überhaupt redest du nicht, wenn Erwachsene reden.“ Ich nickte und dachte, das fängt gut an mit dem Besuch. Mama fragte weiter. „Wenn du nun guten Tag gesagt hast, was denn?“ „Na, dann setzte ich mich hin und esse.“ Was sollte ich sonst tun? „Aber nein“, sagte Mama, wenn du Herrn Alfred die Hand gibst, machst du einen Diener.“ „Ich brauch doch keinen Diener zu machen“, sagte ich. „Der Junge hat vällig recht“, rief Papa, der sich seit einer halben Stunde mit seinem Schlips beschäftigte, der nicht sitzen wollte. (Ich werde nie solche blöde Dinger um den Hals tragen.) „Du trägst ja auch sonst keinen Schlips und bindest ihn dir heute zum Besuch um“, sagte Mama. „Und wenn Alfons sonst keinen Diener macht, bei fremden Leuten macht er einen Diener!“ Papa und ich schwiegen. Wenn Mama zu Besuch geht, kann man überhaupt nichts sagen, sie wird gleich böse.

       Wir fuhren mit der Straßenbahn zu Herrn Alfred. In der ganzen Zeit kam ich nicht dazu, aus dem Fenster zu sehen, weil Mama mit mir redete. „Vor allen Dingen ass nicht so viel und nimm den Kuchen nicht in die Hand, sondern benutze den Löffel. Such dir auch nicht die besten Stücke aus, das macht einen schlechten Eindruck.“ Ich sagte leise: „Aber die schlechten Stücke esse ich auch nicht.“ So ging das die ganze Zeit.

Papas Schulfreund wohnte in einem schönem Haus in einem großen Park. Die Erwachsenen begrüßten sich eine ganze Weile. Papa stellte Mama vor, Herr Alfred seine Frau. Dann wurde ich vorgezeigt, und immerzu sagten die Erwachsenen: „.. .wie geht's... gute Fahrt gehabt?... nettes Wetter... legt doch ab..." Ich überlegte, ob ich nicht auch irgend etwas sagen sollte. Ich wollte fragen, ob der Kuchen gut geraten war. Aber ich ließ es lieber bleiben. Herr Alfred schüttelte mir die Hand. „Sieh da, mein Torpedo. Geht's mit dem Kopfsprung jetzt gut?" Ich mußte daran denken, wie ich mit Papa Kopfsprung geübt hatte, und vergaß den Diener. Hat Mama mich da angesehen! Der Diener bei der Frau von Herrn Alfred klappte gut. Plötzlich sah ich, dass noch ein Mädchen hier war. Es war die Tochter von Herrn Alfred. Sie hieß Ilse. Wir mussten uns die Hände geben. Ich machte, wie Mama es wollte, einen tiefen Diener. Dabei merkte ich nicht, dass Ilse knickste. Als ich mit dem Kopf runterging, kam Ilse gerade mit ihrem Kopf vom Knicks hoch. Wir knallten zusammen, und es tat ordentlich weh. Ilse weinte. Mama wurde ganz verlegen, und die Eltern entschuldigten sich gegenseitig. Ilse streckte mir, als die anderen nicht hinsah­en, die Zunge heraus, und ich drohte ihr mit der Faust.

Da gingen wir in die Stube. Auf dem Tisch war alles gedeckt, und ich sah gleich, dass es guter Kuchen war. Ich schnalzte mit der Zunge, und schon sah mich Mama wie­der an. Wir setzten uns, und ich war ganz zufrieden, weil ich keine Löffel sah. Ich nahm mir ein großes Stück vom gefüllten Streuselkuchen und biss ordentlich hinein. Da fühlte ich, wie jemand auf meinen Fuss trat. Aha, dachte ich, die dumme Ilse will sich jetzt rächen. Ich machte eine solch grimmige Miene, dass ihr vor Schreck der Mund offenblieb. Schon traf mich wieder ein Stoss. Ich wurde ärgerlich. „Wer stößt hier mit den Beinen?" sagte ich laut und sah Ilse an. Mama nahm mich gleich in den Arm, und ich merkte, es passte ihr nicht, was ich gesagt habe. „Du sollst doch den Löffel zum Kuchen nehmen“, zischte mir Mama zu. „Sind doch keine da, nur Gabeln", zischte ich zurück. Mama flüsterte wieder: „Das sind doch Kuchengabeln." Solche Kuchengabeln gibt es bei uns nicht. Ich schüttelte den Kopf und fing mit meiner Gabel an zu essen

Ein Weilchen später bekam ich wieder einen Stoss. Jetzt merkte ich, wer das war. Mama stieß mich. Sie hatte gemerkt, dass ich beim achten Stück war, und der Stoss bedeutete: Aufhören zu essen! Und vorhin hatte Mama mich angestoßen, weil ich mit der Kuchengabel essen sollte, und ich habe geglaubt, es sei Ilse. Ich legte meine Gabel beiseite. Herr Alfred sagte: „Alfons, wenn du so weiter isst, bleibst du immer klein." „Vielen Dank, ich bin satt", sagte ich. Die Frau von Herrn Alfred wollte mich noch einmal verlocken. „Einen Streuselkuchen nimmst du noch." Ich schüttelte nur den Kopf. „Zier dich doch nicht so", sagte Papa. Gleich darauf zuckte er zusammen. Bestimmt Mama ihm auf den Fuss getreten. Ich aß nichts mehr.

Nach dem Kaffee sollte Ilse und ich runtergehen. Zuerst sprachen wir nicht zusammen. Doch später fand ich, dass sie prima Versteck spielen konnte. Und als sie mir erzählte, dass sie in ihrer Gruppe einen Indianerstamm haben, in dem sie die Häuptlingsfrau ist und "Große Schlange" heißt, gefiel sie mir sehr. Da fing aber Magen an zu knurren. „Ich habe furchtbaren Hunger", sagte ich mürrisch. Große Schlange hatte auch Hunger. Sie erzählte mir, dass ihre Mama gesagt hatte, wenn Besuch da ist, darf man nicht so viel essen. Aber sie wusste einen Ausweg. „In der Speisekammer steht noch das Kuchenblech", sagte sie, „wir schleichen hinein und holen uns etwas." Ich hatte zuerst Bedenken. Mama würde bestimmt sag­en, als Gast darf man nicht in fremde Speisekammern schleichen. Aber Große Schlange sagte, wir sind Indianer, und Indianern ist alles erlaubt, und ausserdem haben vir Hunger. Wir gingen nach oben und begrüßten alle mit Diener und Knicks, dass die Erwachsenen ganz er­staunt waren, wie folgsam wir gelernt hatten.

Dann schlichen wir in die Küche. Große Schlange öffnete geräuschlos die Speisekammertür. Der Kuchen stand ganz oben. Wir holten uns einen Stuhl, und da ich größer war, musste ich hinauf und die Stücke holen. „Wir brauchen auch Kuchengabeln", sagte ich. Als Gast muss man schon auf solche Dinge achten. Große Schlange zeigte mir einen Vogel. „Blöde Ga­beln, nehmen wir doch sonst nicht." Ich nickte begeistert. Dann sollte ich noch einmal ein paar Stücke herunterangeln. Diesmal schaffte ich es nicht ganz. Und ehe ich richtig zugreifen konnte, sauste das Blech mit den letzten gefüllten Streuselkuchen herunter. Ein Stück konnte ich auffangen, das andere fiel aber Große Schlange auf die Schulter und krümelte ihr in den Hals. Das schlimmste war, dass das Blech so laut donnerte, als es herunterfiel. Wir konnten uns vor Schreck nicht rühren. In der nächsten Sekunde standen alle in der Küchentür, die Mamas vorneweg. „Um Himmels willen, was hast du getan, Alfons?" sagte Mama erzürnt. Ich stand auf meinem Stuhl und stotterte: „Ich hatte mächtigen Hunger und Große Schlange auch, da wollten wir.." „Wie nennst du Ilse?" fragte Mama fassungslos. „Entschuldige dich sofort bei ihr!" „Sie heißt doch Große Schlange." „Ruhig, du ungezogener Junge", rief Mama. Ilse wurde ins Bad weggeführt. Zum Glück waren Papa und Herr Alfred aus der Tür verschwunden, und ich hörte sie in der Stube lachen. Mama war nun mit mir allein, und sie sagte laut: „Nichts hast du behalten, was ich dir gesagt habe. Wie ein Wilder führst du dich auf. Mein Sohn Alfons bricht in fremde Speisekammern ein, stiehlt Kuchen, obwohl er eben gegessen hat, dann nennt er die nette Ilse eine Schlange."

Ilse und ich mussten den Rest des Abends neben unseren Mamas sitzen bleiben, steif wie Stöcke. Wir blinzelten uns zu, aber das war alles. Auf dem Nachhauseweg entdeckte Mama, dass meine weißen Strümpfe beim Versteckspielen etwas grau geworden waren. Sie stöhnte bloß und sagte: „Was soll nur aus dir werden!"

Wenn wir nächstes Mal zu Besuch gehen wollen, werde ich bestimmt vorher krank, das nehme ich vor.

Kapitel 10

Kapitel 11

Wie ich ein Raketenbügeleisen baute

Es war ein Tag vor Silvester. Papa hatte seine Kolle­gen zum Feiern eingeladen. Und jetzt saß er und grübelte, wie er die Bowle brauen sollte. Auch Mama war ganz aufgeregt, am meisten, was sie für ein Kleid anziehen sollte. „Was denkst du, das lange schwarze oder das kurze dunkelblaue?" fragte sie Papa. Papa hatte keine Zeit, er sagte nur: „Ja. Ja. Zieh es schon an... Zucker, Ananas und dann kalt stellen..." Ich hatte nichts zu tun und sortierte meine Petarden, die ich am Silvesterabend loslassen wollte. Plötzlich hörte ich Mama in der Küche schimpfen. Sie ging zu Papa ins Zimmer und sagte: „Mein Bügeleisen ist kaputtgegangen. Was nun? Ich kann kein Kleid an­ziehen..." Papa sagte: „Hauptsache, die Bowle schmeckt..." „Bowle, Bowle. Ich muß mein schwarzes Kleid bü­geln!" Papa sagte: „Bring es zum Elektroladen, da reparieren sie es... Nach Ananas den Wein." Das Kleid? dachte ich erstaunt. Mama saß traurig in der Küche, als ich zu ihr kam. „Du hast doch auch Schihosen", sagte ich. „Schihosen, Alfi, wie du dir das vorstellst. Ich brau­che mein Kleid." Mama war nicht zu trösten. Dabei hängen in ihrem Schrank noch mehr Kleider.

„Gut", sagte ich zum Schluss, „gib mir das Eisen, ich bringe es weg."

                   „Schönen Dank, Alfi, aber morgen ist Silvester, bis darin reparieren sie es doch nicht.“ Ich hatte plötzlich eine Idee. „Gib mir ruhig das Eisen. Ich werde es reparieren.“ Mama hat kein gutes Vertrauern zu mir. Sie fragte Papa: „Du, Alfi will das Bügeleisen reparieren, was denkst du, kann er es schon?“ Ich glaube, Papa hörte nicht genau zu. „za, ja, aber nun lasst mich endlich in Ruhe. Auf fünf Flaschen Wein drei Flaschen Sekt …“.

                   Mama gab mir das Eisen, und ich schloss mich in mein Zimmer ein. Als ich es aufgeschraubt habe, staunte ich, was da alles unter der Eisenhaut zu finden ist. Bisher habe ich so was nicht gesehen. Und ein Bügeleisen sieht von ihnen viel gefährlicher aus. Ich drehte mit dem Schraubenzieher mal hier, mal dort.Dann schüttelte ich das Eisen ordentlich durch, und zuletzt bog ich ein paar Drähte um. Als ich wieder alles zusammengeschraubt hatte, ,lieben ein paar Schrauben übrig. Aber das Bügeleisen sah gut aus. Ich schloss es an die Steckdose an. Im Bügeleisen zischte es einmal auf, und ich bekam die Hoffnung. Dann zischte es aber im Eisen noch ein bisschen mehr, blauer Rauch stieg auf, und es roch eklig nach verbranntem Gummi. Ich schaltete das Gerät schnell aus und schraubte es wieder auf. Ihnen war es ein wenig schwärzer geworden. Ich ließ das Bügeleisen eine halbe Stunde liegen und las inzwischen. Vielleicht, dachte ich, kühlt es aus und repariert sich dabei von allein. Mama klopfte und fragte nach dem Bügeleisen. „Moment noch“, rief ich, die Überraschung ist gleich fertig!“

                   In Wirklichkeit wusste ich nichts mehr. Da fielen mir meine Petarden ein. Wenn ich die ins Bügeleisen einbaue, so drei, vier Stück wie ein Raketensatz, dann müßte sich doch das Eisen erwärmen und auch leichter in der Hand bewegen lassen. Ich opferte drei von meinen Petarden und baute sie ins Eisen ein. „Jetzt könnt ihr kommen!“. Mama sah mich komisch an. „leg dein Kleid hin“, sagte ich ihr. Aber Mama wollte es zuerst mit ihrer Schürze versuchen. Als sie den Stecker benutzen wollte, rief ich: „Den Stecker brauchst du nicht mehr, Mama. Du bügelst jetzt nach der Alfons-Zitterbacke-Methode!“ 

                   Ich riss ein Streichholz an und gab meinem Raketenbügeleisen Feuer. das Bügeleisen pfiff zuerst, riss dann wie ein Pferd aus meiner Hand und sprang auf der Schürze hin und her. „Alarm“, schrie ich und versteckte mich unter dem Küchentisch. Mama riss die Fenster auf, und Papa sprang mutig hin und wollte das Bügeleisen nehmen. Aber es sprang wie eine wilde Katze in seiner Hand. Als sich der Qualm verzogen hatte, sagte ich aus meinr Deckung: „War ganz schön, was? Nut ein reibsatz zuviel. Mit zwei Petarden geht es bestimmt prima.“ Jetzt weiß ich nicht, warum alle mit mir schimpfen. Mama sagt, sie hat sich furchtbar erschrocken. Papa hat sich die Hand verbrannt. Aber ich wollte doch die moderne Technik anwenden. Ein elektrisches Bügeleisen hat jeder. Ein Raketenbügeleisen hat nur Familie Zitterbacke. Außerdem habe ich gelesen, dass alle großen Erfinder es zu Anfang schwer haben und verlacht werden.

                   Unten rufen Bruno, Erwin und Peter, ich soll kommen, Petarden loslassen. Jetzt habe ich aber fast keine mehr. Das hat man nun davon!

 

Kapitel 12

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Wie ich den Schnupfen hatte

Ich merkte, ich bekomme einen Schnupfen. Ob es ein großer oder ein kleiner Schnupfen wird, weiß ich auch nicht. Beim kleinen schneuze ich mich dauernd, aber sonst ist nichts. Diesmal wird es vielleicht ein großer. Jedesmal, wenn ich nieste, schlug mir eine Schiffsglocke im Kopf. Die Augen tränten mir wie einem Mädchen, dem man die Puppe weggenommen hat. Zu Hause gab ich mir Mühe, nichts von meinem Schnupfen zu sagen. Ich wartete bis Donnerstag. Frei­tag sollten wir in der Schule eine Rechenarbeit schreiben. Donnerstag abend fand ich meinen Schnupfen groß genug. Ich nieste laut und schneuzte mich wie ein brüllen­der Bär. „Junge", sagte Mama mitleidig, „du bellst ja wie ein kranker Hund." Ich sah sie mit meinen tränenden Augen an. Mama legte mir die Hand auf die Stirn. „Klare Sache, Fieber", sagte ich schnell. „Vielleicht ist es gut, wenn du dich ein bisschen hin­legst, Alfi." Dazu hatte ich keine Lust, aber ich tat es doch, weil ich an die Rechenarbeit dachte. Ich lag auf dem Sofa, einen dicken Schal um den Hals, und aß eine halbe Schachtel Mentholpastillen leer. Dabei dachte ich mit Freude an die Rechenarbeit morgen, vor der mich mein großer Schnupfen bewahrt. Jedesmal, wenn Mama zu mir kam und mich ansah, ächzte ich.

Als Papa von der Arbeit kam und mich auf dem Sofa sah, erschrak er zuerst. „Nanu, Alfons, krank?" Ich nickte langsam. „Fieber?" fragte er. Mama und ich zuckten die Schultern. Papa hol­te das Thermometer. „Du sollst die Temperatur messen", sagte er. Ich presste das Thermometer ganz fest unter die Achsel, doch es blieb bei 37 stehen, genau auf dem roten Strich. Papa nahm dann einen Löffel und sah mir in den Mund. „Alles ist in Ordnung", sagte er. „Hast du Hals­schmerzen?" Ich schüttelte den Kopf. Die Wahrheit musste schon heraus. Papa sprach leise mit Mama: „Der Junge hat einen kleinen Schnupfen, da brauchst du ihn nicht wie einen Schwerkranken einzumummeln." Ich nieste sehr laut, aber Papa schien das nicht zu bemerken. „Fie­ber hat er nicht, keine Halsschmerzen, sperr ihn nicht ein", setzte er fort. Ich bemerkte, dass Mama sich ein wenig zu ärgern be­gann. „Vorbeugen ist besser als Heilen", sagte sie. „Eben, einer Erkältung vorbeugen lässt sich am besten an der frischen Luft." „Damit er sich noch ein paar Bazillen holt. Er hat ja nicht so kräftige Natur wie du." Papa antwortete: „Alfons ist mein Sohn und kann al­les vertragen. Und wo keine Krankheit ist, kann nichts auskuriert werden. Nicht wahr, Alfi, der Schnupfen macht dir gar nichts aus?" Was sollte ich machen? Ich antwortete: „Nein, er macht mir nur sehr wenig aus."

Beim Abendessen aß ich zwei Teller Brühreis, den ich gern habe, und vergaß dabei meinen großen Schnupfen. Am Abend und am nächsten Morgen bekam ich noch ein­mal das Thermometer. Beide Male 36,8. Nun musste ich zur Schule. Mama sah es nicht gern. Aber Papa sagte streng: „Pflicht ist Pflicht." In der Schule starrte ich trübe auf mein Heft, als Herr Krause die Aufgaben für die Kontrollarbeit diktierte, denn ich war nicht vorbereitet. Dabei nieste ich so stark, dass die Tränen aufs Papier tropften. An diesem Abend kam Papa langsam ins Zimmer. Statt Guten Tag zu sagen, nieste er laut. „Ich habe einen furcht­baren Schnupfen", sagte er und wischte sich die Augen. Nach dem Abendessen legte er sich aufs Sofa und steck­te den Kopf in die Zeitung. Ich holte das Thermometer, Papa hatte genau 37 auf dem roten Strich. „Sonst hatte ich immer 36. Bei mir ist 37 schon fast Fieber", brummte er und band um den Hals einen Wollstrumpf. „Hast du auch Halsschmerzen?" fragte Mama.

Papa knurrte hinter seiner Zeitung: „Eigentlich nicht, aber ich habe einen seltsamen Geschmack im Mund." Ach, es war ein langer Abend. Wir, Männer, lagen im Bett, pflegten unseren Schnupfen und niesten um die Wette.

Früh am Morgen traf ich Papa, als er aus dem Bad kam. „Du gehst heute zur Arbeit?" fragte ich. Zu meinei größten Verwunderung sagte Papa: „Ich muss, Alfons, Pflicht ist Pflicht." „Schreibst du heute auch eine Rechenarbeit?" fragte ich ihn. „Wie kommst du auf solchen Blödsinn?" sagte Papa und schluckte eine Mentholpastille. „Bloß so", sagte ich und nahm mir fest vor, je schnel­ler desto besser ein Erwachsener zu werden. Dann hat man es mit einem Schnupfen leichter und bekommt da­bei keine Vier.

 

Kapitel 16

Wie ich im Ambulatorium war

Diese Geschichte fängt gleich mit Ärger an, aber dann wurde der Ärger noch größer. Ich wollte zum Fussballspiel gehen. Unsere Mannschaft spielte gegen die Mannschaft der Tauchlaer Schule. Die Fussballfans unserer Schule wollten im Chor rufen: Mut, Mut — unsere Mannschaft ist gut! Vor, vor, vor - schießt schnell ein Tor! Aber vor dem Spiel sagte mir Mama: „Du sollst ja zum Fussball gehen, aber vor dem Spiel kannst du doch schnell zum Ambulatorium laufen und einen Medizin­schein für mich abholen." Es war eigentlich schon spät, aber was konnte ich machen? Mama erklärte mir den Weg bis zum Ambulatorium in der Schmidtstraße. Dann rann­te ich los. Gerade in der Schmidtstraße traf ich unsere Mann­schaft und andere Kinder. „Kommst du etwa nicht zum Spiel?" riefen mir die Freunde zu. „Doch, doch, aber zuerst hole ich für meine Mama im..." Da hatte ich schon vergessen, wie das Ding hieß. Bru­no merkte, dass ich stotterte, und er schimpfte gleich: „Fin­dest wohl keine Ausrede, was?" „Ich komme bestimmt zum Sportplatz!" antwortete ich. Aber wohin sollte ich jetzt gehen? Wie heißt es? In der Schmidtstraße gibt es einen großen Lampenla­den. Hieß das Ding, wohin ich gehen sollte, nicht Ampelatorium? Ich ging in den Laden und sagte zum Verkäufer: „Ich will den Medizinschein für meine Mama abholen." Der Verkäufer runzelte die Stirn. „Medizinschein?" fragte er böse, und ich sah, dass er schlechter Laune war. Ich errötete bis hinter die Ohren. Ich war jetzt ärgerlich, aber über mich. Wie heißt das Ding bloß? „Ist hier nicht das Ampelatorium?" fragte ich den Verkäufer. Der Verkäufer lachte plötzlich. „Du meinst das Am­bulatorium, das Krankenhaus. Das ist nicht weit von hier, vier Häuser weiter in unserer Straße."

Ich rannte wütend hinaus und erinnerte mich daran, dass ich mich beim Verkäufer nicht bedankte. Ich rannte wieder hinein, stieß dabei mit einem unbekannten Mann zusammen, rief ihm danke und rannte wieder hinaus. Puh! Hier war das Ambulatorium. Am Eingang saß eine Kran­kenschwester. „Na, Kleiner, wo fehlt es dir denn?" Vom Rennen ging mir die Puste aus, und ich konnte nicht antworten, was ich wollte. „Ach, du hast Angst, willst sicherlich zum Zahnarzt. Beim Zahnarzt haben alle Kinder Angst." Ich habe vor dem Zahnarzt keine Angst, aber ich hatte immer noch keine Puste und konnte nichts sagen. Da stand ich gleich in einem großen Wartezimmer, und die Kranken­schwester rief: „Ein kleiner Patient für Zahnarzt Henkel."   Hopp, und schon saß ich auf dem großen Zahnarztstuhl. Der Doktor trat an den Stuhl und sagte: „Jetzt wol­len wir uns deine Zähne ansehen. Wo tut's weh?" Er blickte mir auf den Mund. Ich machte den Mund nicht auf. Wozu denn? Aber Zahnarzt Henkel runzelte die Stirn: „So groß und noch Angst?" „Nein", sagte ich, weiter konnte ich nichts sagen, weil Zahnarzt Henkel mir schon einen Spiegel zwischen die Zähne geklemmt hatte und mit einem Stäbchen an mei­nen Zähnen herumkratzte. "Du putzt dir nicht regelmäßig die Zähne; aha, hier ist auch eine kleine schwarze Stelle." „Hm... i... ha... Ma..." Das sollte heißen: Ich hole einen Schein für meine Mama. Da surrte schon der Boh­rer. In meinem Mund schmeckte es süß und brennend. „Auf Wiedersehen, Kleiner", sagte der Arzt später.

Ich stand wieder im Wartezimmer. Und zwar allein, Eine andere Tür öffnete sich, eine Schwester rief: „Der nächste, bitte!" Ich sah mich um. Ich musste wohl der nächste sein. „Wo hast du Beschwerden? Setz dich, also...", sagte der zweite Arzt. Ich machte gehorsam den Mund auf, ließ mir den Hals befühlen, spürte, wie mir der Arzt in der Nase herumfuhr und in die Ohren leuchtete. „Alles in Ordnung", rief der Arzt laut, „aber die Oh­ren haben einen kleinen Fehler". Ich erschrack. Was war mit meinen Ohren? „Du musst sie besser waschen. Sonst wird man einmal Mohrrüben darin säen." Ja, Mama sagt immer dasselbe. Wieder stand ich allein im Wartezimmer. Aus der drit­ten Tür kam der dritte Arzt. Ich sah auf das Schild an der Tür: Dr. Peikelt, Internist.  „Du kommst ziemlich spät", sagte Doktor Peikelt und sah mich durch seine Brille an. „Du bist der Letzte aus der Handballmannschaft. Und zu klein als Torwart." Ich spielte Handball nicht, aber ich schwieg. Doktor Peikelt horchte mich ab, ließ mich zehn Knie­beugen machen und horchte mich wieder ab. „Gesund, aber zuwenig Muskeln, zu dünn", sagte der Doktor. Ich ließ den Kopf hängen, als er mich für die Handballmannschaft untauglich schrieb.

Ich rannte los. Nur weg aus diesem dummen A... A... ach, ist egal, wie das Ding heißt. Als ich am Lampenladen vorbeirannte, dachte ich an den Medizinschein von Mama. Ich rannte noch schneller wieder zurück. Die Krankenschwester war böse: „Du warst ja eben hier, was willst du noch?" „Ich wollte nicht... ich bin nämlich... ich hatte keine Angst, ich soll nur den Medizinschein für meine Mama abholen... Zitterbacke." „Das hättest du gleich sagen können." Die Schwester fand gleich den Zettel für Mama. „Dreimal drei Tropfen täglich." Ich habe mir fest vorgenommen, nie mehr ins Ambu­latorium zu gehen, lieber werde ich mir immer die Zähne putzen, die Ohren waschen und tüchtig essen.

Als ich endlich auf dem Sportplatz ankam, pfiff der Schiedsrichter gerade das Spiel ab. Unsere Mannschaft hatte gegen die Mannschaft aus Tauchla 11:3 verloren. Meine Freunde sahen mich zornig an, als ob ich daran schuld wäre. „Wir hätten viel besser gerufen, wenn du dagewesen wärst. Wir hätten bestimmt gewonnen. Und du... du hast uns im Stich gelassen." Alle waren sehr wütend. In der Schule wollte keiner mit mir sprechen. Außerdem beschwerte sich der lange Herbert aus der Klasse 7 a, der Torwart unserer Handballmannschaft, dass jemand beim Arzt war und sich für den Torwart ausgegeben hatte. Wem er diesen erwischt, will er ihm... na, irgendwas Schlimmes antun. Das ist doch eine ärgerliche Geschichte. Und wer hat doch Schuld an allem?

 

Kapitel 17

Wie ich Höflichkeit übte

In den Ferien durfte ich wieder zu Oma und Opa fahren. „Ich sage dir nur eins, Alfi, du sollst sehr höflich sein. Ich weiß nicht, was mit dir in der letzten Zeit ist?». Mama sah mich streng an, und ich nickte. Papa knurrte nur. Was das bedeutete, konnte ich leider nicht entziffern. „Wann wird endlich Zeit, dass du dir die Regeln der Höflichkeit einprägst, dass du den Leuten die Tür offnest, dass du die Hände aus den Taschen nimmst, wenn du mit jemandem sprichst. Dass du wartest, bis du von Erwachsenen angesprochen wirst..." Sogar auf dem Bahnhof, als der Zug schon abfuhr, rief Mama mir noch hinterher: „Tu mir einen Gefallen, Alfons, sei höflich. Das ist wichtig!». Gut, dachte ich, ich werde mir Mühe geben. Und ich habe mir Mühe gegeben. Aber was ist dabei herausgekommen! Ich will über meine Höflichkeit jetzt erzählen und was mir dann immer passiert ist.

Das fing gleich im Zug an. Wir waren schon eine Weile gefahren, und ich dachte, vielleicht ist jetzt die Zeit, um höflich zu sein. Ich wollte in unserem Abteil ein bisschen frische Luft machen. Ich machte das Fenster auf u sah mich freundlich um. „Zum Teufel", knurrte ein Herr. „Was soll das? Hier zieht es! Unglaublich!" So machte ich das Fenster zu und war dann während der Fahrt niсht mehr besonders höflich. Und es ging gut.

Von der Bahnstation musste ich mit dem Omnibus in die kleine Stadt fahren. Wieder bekam ich einen Rappel und wollte besonders höflich sein. Ich wartete, bis alle eingestiegen waren. Als Höflichster wollte ich als Letzter einsteigen. Aber bevor ich einstieg, fuhr der Bus ab. Ich sah den Fahrer noch an, und er drohte mir dem Finger und rief aus dem Fenster: „Man darf nicht um den Bus herum spielen, geh woanders spielen!" „Ich will doch höflich mitfahren", rief ich, aber das hörte er schon nicht mehr. Da sollte ich eine Stunde auf den nächsten Bus warten.

Oma und Opa freuten sich, als ich kam. Ich erinnerte mich sofort an Mamas Worte und dachte mir wieder, egal, was passiert, du bleibst sehr höflich. Ich bin immer gern bei Oma und Opa. Sie machen alles, was ich will. Oma weiß, ich esse Mohnkuchen gern. Sie hatte eben vor mei­ner Ankunft einen Kuchen gebacken. Beim Essen goss sie aus der blauen Kanne Kaffee ein. „Vorsicht, Junge, Kaffee ist heiß!" Na, endlich konnte ich wieder höflich sein! Ich sprang auf und nahm schnell von Omas und Opas Tassen einen Schluck. „Ist nicht heiß, ist in Ordnung, ihr könnt trinken", sagte ich mit Befriedigung. Ich freute mich sehr, wie schön höflich ich gewesen war. Opa sah mich aber ganz merkwürdig an. „Was ist denn los mit dir, Alfons?" Und Oma schüttelte den Kopf. Vielleicht war ich mit meiner Höflichkeit übereifrig. Nach dem Kaffeetrinken räumten wir den Tisch ab. „Ich gehe als Letzter", sagte ich. Denn Mama sagt im­mer, ein Junge drängelt sich nicht vor. „Wieso als Letzter?" fragte Oma böse. „Bist wohl zu fein geworden, Geschirr rauszutragen? Sollen das deine alten Großeltern machen? Nimm die Kanne und marsch voran!" Schöne Höflichkeit, dachte ich bitter, man kommt im­mer in schlechtes Licht. Opa merkte wohl, dass ich schlechte Laune hatte. „Wir machen einen Spaziergang nach dem Kaffee, du guckst dich wieder in unserer alten Stadt um, und dann ist alles wie immer", sagte er.

Draußen erinnerte ich mich wieder an Mamas Wort „Drängle dich nicht zwischen die Leute, sondern gehe außen. Und bei einer Dame geht man links." Oma ist zwar für mich meine liebe Oma und keine Dame, aber links wollte ich gehen, aus lauter Höflichkeit. Doch Opa ging schon links. Ich zog ihn am Ärmel. „Geh mal bitte auf die andere Seite, hier muss ich gehen", sagte ich ihm. Opa sah mich wieder komisch an. Er war böse. Aber ging nach rechts, kopfschüttelnd. Ich ging dann links neben Oma, höflich und fein. Als wir aber an eine große Pfütze kamen, wusste ich nicht, was ich machen sollte. Aus Höflichkeit, um meine Dame-Oma nicht zu verlassen, ging ich mitten durch die Pfütze. „Alfons", rief Oma, „man geht doch nicht durch eine Pfütze! Du hast mich bespritzt!" „Ich wollte doch bloß..."

„Ja, du wolltest bloß", sagte Oma böse. „Der Teufel ist in den Jungen gefahren!"

Zum Glück kam Opa Mürkelmeier, ein Freund Opas über die Straße. Sie begrüssten sich. Wie hatte Mama sagt: „Warte, bis ein Erwachsener dich anspricht, und rede nicht als erster." Ich hielt also die Hände auf dem Rücken und sah auf die Erde. Oma stieß mich an und sagte schnell: „Den ganzen Tag ist der Bursche unhöflich, als ob ihn der Floh gebissen hätte. Alfons, willst du nicht endlich Opa Mürkelmeier guten Tag sagen?" Ich schwieg. Zuerst sollten doch die Erwachsenen sprechen. „Na", fragte Opa böse, „wird' s bald?" Dann sagte ich: „Wenn Opa Mürkelmeier nichts sagt, kann ich auch nichts sagen." Das gab einen ganz schönen Ärger. Am Nachmittag waren wir alle still. Erst am Abend wurde es wieder lustig, als Opa Mürkelmeier und Opa Pollich kamen, um mit meinem Opa Karten zu spielen. Oma machte inzwischen Brote. Und die drei Opas spiel­ten und wurden ganz froh. Da fiel mir noch etwas ein. Noch einmal versuchst du es mit der Höflichkeit, dachte ich. Ich ging um den Tisch und sah in die Karten der anderen. Dann kam ich zu mei­nem Opa und flüsterte ihm ins Ohr: „Opa Mürkelmeier hat einen König, zwei Buben und zwei Asse, und Opa Pollich hat zwei Damen und alle Herzen außer neun und sieben." Opa Mürkelmeier rief böse und so laut, daß die Schei­be brummte: „Was ist' s? Zuerst gibt der Lauser mir nicht die Hand und ist stumm wie ein Fisch, und dann verrät er meine Karten!" Opa Pollich war ganz seiner Meinung, und mein Opa hatte große Mühe, um die anderen zu über­zeugen, daß er davon nichts gewußt hat. Er war ganz bekümmert. „Mit dem Jungen ist irgend etwas los, den ganzen Tag macht er nur Unsinn, und jetzt verdirbt er noch unser schönes Kartenspiel. Alfons, geh raus!"

Ich ging in die Küche und legte Wurst auf die Brote. Dann ging ich schlafen. Ich hörte es mit der besonderen Höflichkeit auf, und nun wurde es wie früher. Wir ver­standen uns, und es war schön bei Oma und Opa. Nur als ich schon zu Hause war, zeigte mir Mama eine Postkarte. Ich erkannte darauf Omas Handschrift. „Was heißt das?" fragte Mama und las mir vor: Mit Alfons geht es gut. Aber irgend etwas stimmt mit ihm nicht. Er ist so komisch und nicht nett. Aber vielleicht gibt er sich nur den Anschein... . Dann sagte sie noch: „Vielleicht warst du nicht höf­lich, mein Junge. Habe ich dir nicht gesagt, dass du höflich sein sollst? Wann lernst du das endlich?" Das hat man nun davon, wenn man besonders höflich sein will.

Aufgaben zum Kapitel 17

Aufgabe 1: Prägen Sie sich folgende Wörter und Wendungen ein!

entziffern расшифровывать, с трудом читать
sich etwas einprägen запоминать
einen Rappel bekommen свихнуться
mit dem Finger drohen погрозить пальцем
mit Befriedigung с удовлетворением
jmdm. einen Gefallen tun сделать кому-либо одолжение
übereifrig sein переусердствовать
aus lauter Höflichkeit чисто (только) из вежливости
der Teufel ist in einen gefahren в него вселился бес
als ob ihn der Floh gebissen hat как будто его укусила блоха
der Lauser, der Lausejunge ругательное: мальчишка
sich den Anschein geben делать вид, притворяться

 

Aufgabe 2: Formulieren Sie die Höflichkeitsregeln! Benutzen Sie dabei die unten angeführten Textpassagen aus dem Kapitel!

Es ist höflich, …

 

- den Leuten die Tür zu öffnen;

- die Hände aus den Taschen nehmen, wenn man mit jemandem spricht;

- warten, bis man von den Erwachsenen angesprochen wird und nicht als Erster reden;

- jemandem einen Gefallen tun;

- sich nicht vordrängeln;

- sich nicht zwischen die Leute drängeln, sondern außen gehen;

- bei einer Dame links gehen;

- beim Kartenspiel fremde Karten nicht verraten.

 

Aufgabe 3: Bilden Sie mit den Verben aus den Sätzen der 2. Aufgabe Imperativformen!

Zum Beispiel: Drängle dich nicht zwischen die Leute, sondern gehe außen!

 

Aufgabe 4: Begründen Sie die Zugehörigkeit folgender Wörter zu einer Wortfamilie!

- Höflichkeit / höflich sein / Höflichkeitsregeln / als Höflichster / unhöflich sein;

- merkwürdig / merken;

- kopfschüttelnd / Oma schüttelte den Kopf.

Aufgabe 5: In welchen Situationen gebraucht man folgende Äußerungen, die Charakter einer Interjektion und des emotionalen Ausrufes haben? So ruft man "Was soll man" im Zorn, wenn man Klarheit über unverständliche manchmal sogar freche fremde Handlungen gewinnen möchte. Und wie ist es mit folgenden Ausrufen?

"Zum Teufel! / "Was soll das?" / "Unglaublich!" / "Vorsicht! Es ist heiß!"/ "Der Teufel ist in den Jungen gefahren!" / "Na … " 

 

Aufgabe 6: Merken Sie sich den Rektionsunterschied des Verbs sich freuen: sich freuen auf Akk. (радоваться предстоящему событию); sich freuen über Akk. (радоваться настоящему событию). Übersetzen Sie die Sätze ins Deutsche!

a) Я всегда радуюсь рождеству!

b) Мы так рады наступившему рождеству!

c) Моя семья рада тому, что ты через три месяца приедешь.

d) Все коллеги рады тому, что Вы приехали и вместе с нами принимаете участие в конференции.

e) Ты рад, что папа скоро приедет?

f) Я ужасно рад, что мама приехала!

 

Aufgabe 7: Bilden Sie ähnliche Konjunktivsätze! Mustersatz:  Sei höflich! (Будь вежливым!):

Sei (осторожный) ! / Sei (благоразумный) ! / Sei (искренний) ! / Sei (справедливый) ! / Sei (смелый) ! / Sei (честный) ! / Sei (готовый придти на помощь) ! / Sei nicht so (не такой манерный)! / Sei nicht so (самолюбивый) ! / Sei nicht so (жадный)!

 

Aufgabe 8: Alle folgenden Wörter gehören zu einer Wortfamilie. Was bedeuten unten angeführte gleichstämmige Substantive?

ziehen – es zieht – der Luftzug / der Aufzug / der Zug / der Zugvogel / der Umzug / der Festumzug.

 

Aufgabe 9: Das Antonym wir gesucht! Ordnen Sie einem Antonym in der linken Spalte ein Antonym in der rechten Spalte zu! Schreiben Sie die gebildeten Antonympaare heraus und merken Sie sich sie! Gebrauchen Sie beide Antonyme in Sätzen!

ein Fenster aufmachen die Abfahrt
einsteigen ein Fenster zumachen
anfangen als Erster
die Ankunft abspringen
aufspringen aussteigen
den Tisch decken das Geschirr heraustragen
als Letzter den Tisch abräumen
das Geschirr auftragen Aufhören

Aufgabe 10: Welche Arten von deutschen Kuchen kennen Sie außer Mohnkuchen?

Übersetzen Sie folgende Kuchenbezeichnungen ins Russische!

Apfelkuchen / Streuselkuchen / Quarkkuchen / Pflaumenkuchen / Strudel

 

Aufgabe 11: Stimmen die Behauptungen?

die Behauptung ja nein
Alfons will nicht höflich sein.    
Alle Insassen im Zugabteil wollten das Fenster öffnen.    
Alfons spielte um den Bus herum.    
Alfons sollte eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten.    
Alfons ist ein leidenschaftlicher Kartenschuler.    
Alfons ist unhöflich aus lauter Rache.    
Alle provozieren Alfons, unhöflich zu sein.    
Die Oma und der Opa merken nicht, dass Alfons unhöflich ist.    
Die Großeltern haben Alfons sofort nach Hause abgeschickt.    

Aufgabe 12: Übersetzen Sie ins Russische!

Da fiel mir noch etwas ein. Noch einmal versuchst du es mit der Höflichkeit, dachte ich. Ich ging um den Tisch und sah in die Karten der anderen. Dann kam ich zu meinem Opa und flüsterte ihm ins Ohr: "Opa Mürkelmeier hat einen König, zwei Buben und zwei Asse, und Opa Pollich hat zwei Damen und alle Herzen außer neun und sieben.

 

Aufgabe 13: Beantworten Sie folgende Fragen!

Kapitel 18

Wie mein schönster Drachen stieg

Eines Tages sollte in unserer Schule ein großes Dra­chensteigen stattfinden. Im voraus begannen wir uns da­rauf vorzubereiten. Wir haben eine Mannschaft gebildet sechs von uns. Ein Mädchen war auch dabei, Luise. Ich sagte: „Mädchen sind selbst wie Drachen, aber bauen können sie keine. Wir gewinnen bestimmt nicht, wenn Luise dabei ist." Aber die anderen waren mit mir nicht einverstanden. Dann kamen die Wettbewerbsbedingungen heraus. Wie groß ein Drachen sein sollte, wann wir uns treffen würden und so weiter. Ich dachte mir: Das lasse ich mir nicht gefallen, noch Vorschriften machen. Ich baue einen ganz tollen Drachen, und dann werden sie mal sehen, wie unsere Gruppe gewinnt. Erwin war auch in unserer Drachenmannschaft, er wollte, dass wir zusammen basteln. Ich wollte das aber nicht. Ich machte zu Hause meinen eigenen. Und es wird ein ganz tolles Ding. So groß wie ein Lokomotive. Ich arbeitete vier Tage daran und malte dann solch eine abscheuliche Fratze darauf, über die ich selber erschrack, als ich eines morgens aufwachte und die grinsende Fratze in der Ecke sah. Das Ding war schwer geworden, und der Schwanz war drei Meter lang.

Der Tag des Drachenwettbewerbs kam. Als Peter, Bruno, Luise und Erwin mich fragten, was mit meinem Drachen los ist, schwieg ich in sieben Sprachen. Bruno meinte schließlich: „Alfons hat gar keinen fertigbekommen." Ich wollte ja Bruno meine Faust unter die Nase halten, trotzdem schwieg ich wie ein Grab. Er wird schon sehen, was für einen schönen Drachen ich habe. Der Wettbewerbsplatz lag nicht weit von der Stadt. Wir sollten uns an der Haltestelle treffen. Ich nahm mir noch, als ich ging, Papas Lederhandschuhe mit, damit ich den Druck aushalten konnte, wenn er hochsteigt. An der Straßenbahnhaltestelle gab es den ersten Ärger. Die Schaffnerin rief mir zu: „Benzinfässer, große Kasten und Riesendrachen werden nicht mitgenommen!" Da war ich vielleicht wütend. Ich konnte mich doch zum Wett­bewerb verspäten! Die nächste Schaffnerin war viel freundlicher. Dafür trat mir aber ein älterer Herr mit sei­nem dicken Schuh in den Drachen. Das Papier knirschte so laut, dass alle die Köpfe wendeten und sich zu mir umsahen. Das Drachengesicht sah jetzt aus, als ob es lach­te. „Sie treten mir meinen Drachen kaputt! Das ist doch nicht richtig!" schrie ich laut. „Gewinnen Sie vielleicht jetzt den Wettbewerb mit Ihren Schuhen?" Plötzlich kam die gute Schaffnerin, fing an mit mir herumzuschimpfen, und ich musste eine Station vorher aussteigen. Dass ich mir meinen wunderbaren Dreimeterdrachenschwanz beim Aussteigen auch abriss, habe ich gar nicht bemerkt. Erst später sah ich das.

Als ich auf den Drachen-Wettbewerbsplatz kam, hat­ten alle eine schlechte Laune auf mich. Bruno schrie mir zu: „Wir sind eine unvollständige Mannschaft... durch deine Schuld!" „Ich bin doch da", sagte ich leise, „und mein Drachen ist auch einigermaßen schön." Die Schüler aus der 10. Klasse kamen, und einer sagte zu mir: „Mit diesem Drachen wirst du nicht zugelassen!" „Nein?" schrie ich. „Bau mal einen! Ihr werdet ja aber nicht mehr lachen, wenn er auf fünfhundert Meter hoch geht!" Es gab eine große Aufregung. Sogar Lehrer kamen, und Herr Riedel, der Schuldirektor, sagte das letzte Wort. Ich wurde wirklich disqualifiziert. Ich hatte die Maße nicht eingehalten und war zu spät gekommen. Rache, dachte ich. Aber ich werde euch doch was zei­gen! Und der Wettbewerb begann. Die Drachen flogen hir und her, stiegen auf und fielen wieder herunter. Ich ging an die Seite und wollte meinen Drachen steigen lassen. Aber zum Drachensteigen sind zwei nötig: einer, der zieht und einer, der den Drachen hinten hochhält. Mir wollte aber keiner helfen. Da musste ich ihn auf die Erde legen, Papas Lederhandschuhe anziehen und einfach ziehen. Der Drachen stieg nicht, war aber noch mehr kaputt als vorher. Jetzt wurde ich erst richtig wütend. Das ist Sabotage, dachte ich. Ich hängte den Drachen vorsichtig auf den Zaun und zog wieder die Schnur. Jetzt würde er wie ein Adler hochsteigen. Es ruckte ein bisschen, und ich streckte alle viere von mir. Genau vor Luises Füße. „Stör mich nicht," sagte Luise mit ihrer Fliegenstimme, „mein Drachen steigt mächtig!" und trat mir mit ihren Hacken auf die Hand. „Alte Ziege", rief ich, „deine Krähe wird nie wie ein Adler fliegen. Warte, bis ich komme!" Ich stand auf und rieb die wehe Hand.

So versuchte ich es eine gute halbe Stunde. Die Drachen der anderen stiegen, und ich wurde immer unruh ger. „Willst du jetzt endlich fliegen!" beschimpfte ich leise meinen Drachen. Und wirklich, das half. Beim nächsten Versuch merkte ich, wie der Drachen sich langsam vom Zaun abhob. Jetzt, jetzt kam endlich meine Stunde, dachte ich begeistert. „Ich komme!" schrie ich, so laut ich konnte. Alle haben den Schrei gehört und sahen mich und meinen Drachen an. Mein Drachen kam langsam hoch. Der Wind packte ihn und warf ihn hin und her. „Beisei­te!" schrie ich. „Alle beiseite!" Der Drachen schüttelte mit dem Kopf, als wollte er mir nicht gehorchen, drehte sich nach rechts, und wie eine Kanonenkugel sauste er zur Seite, mitten in die anderen Drachenschnüre. „Hau ab... du bringst uns durcheinander!" schrien mir die an­deren. Aber der Drachen gehorchte mir nicht mehr. Er blieb plötzlich eine Sekunde lang stehen und flog dann wie eine Rakete nach unten, genau auf die Lehrer und Schiedsrichtergruppe. „Alarm!" rief ich. „Mein Drachen kommt runter!" Der einzige, der sich retten konnte, war Herr Riedel. Er sprang beiseite. Dann gab es einen Knall, und die Schiedsrichter, drei aus der 10. Klasse und zwei Lehrer, waren von meinem Drachen begraben. Es sah wie ein Autounfall aus. Sie lagen alle lang. Einer hatte einen Arm durchs Papier gesteckt, und ein anderer, genau der mich disqualifiziert hatte, war sogar mit dem Kopf durchs Papier gestoßen. Rechts und links lagen noch ein paar Drachen.

Das war ein schönes Ende. Ich sollte weggehen. Bru­no, dessen Drachen auch runterfiel, schrie mir zu: „Du bist selbst ein Drachen! Du kannst überhaupt nichts, Zit­terbacke! Ich binde dich an eine Schnur und lasse dich als Drachen hochsteigen, du..." Mama fragte mich zu Hause: „Du kommst ja zu früh. Bist du traurig, Alfi?" Ich zog langsam die Lederhandschuhe ab und sagte: „Ich wäre ja fast beinahe Sieger geworden! Aber mein Drachen war zu hoch, die Schnur zerriß, und er war weg." Dann ging ich in mein Zimmer und kam bis zum Abend nicht mehr heraus. Am Abend sagte Mama zu Papa: „Denk dir bloß, Alfi wäre um-ein-Haar-fast-beinahe Sieger geworden!" Irgend etwas in ihrer Stimme hat mir dabei nicht ge­fallen. Übrigens hat Luise den Wettbewerb gewonnen. Ausgerechnet die!

 

Aufgaben zum Kapitel 18

Aufgabe 1

Prägen Sie sich folgende Wörter und Wendungen ein!

die Wettbewerbsbedingungen условия соревнования
den Wettbewerb gewinnen / verlieren победить в соревновании / проиграть
die Schaffnerin кондуктор
an jemandem herumschimpfen ругаться на кого-либо
knirschen скрипеть
einnigermaßen в какой-то степени
die Vorschriften machen делать предписания
ein ganz tolles Ding классная вещь
zugelassen sein zu Dat. быть допущенным к
jetzt kommt endlich meine Stunde сейчас пробьет наконец мой час
eine Faust unter die Nase halten держать кулак под носом (угрожать)
etwas durcheinanderbringen что-либо смешать, перемешать
jmdm. gehorchen слушаться кого-либо
ein um-ein-Haar-fast-beinahe Sieger sein быть на волосок от победы
alle viere vor mir strecken растопырить все четыре
die wehe Hand больная рука

 

Aufgabe 2: „Drachensalat“: In diesem Kapitel gibt es sehr viele Simplizia und Komposita mit der Komponente „Drachen“. Gebrauchen Sie diese Wörter bzw. Wortverbindungen in vollen Sätzen!

das große Drachensteigen / der Drachen / die Drachenmannschaft / der Tag des Drachenwettbewerbs / der Dreimeterdrachenschwanz / der Drachen-Wettbewerbsplatz / zum Drachensteigen / die Drachenschnüre.

 

Aufgabe 3: Was kann ein Drachen machen? Bilden Sie Sätze mit den folgenden Verben:

hin und her fliegen / stiegen aufsteigen / wieder herunterfallen / fliegt wie ein Adler /

 

 

Aufgabe 4: Anhand der Wörterbuchartikelregisternotizen zu den unten angeführten Wörtern, die miteinander synonymisch verhalten, stellen Sie fest, worin unterscheidet sich stilistisch ihre Gebrauchsweise!

 Das Drachengesicht / eine abscheuliche Fratze / die Visage / die Schnauze / die Physiognomie .

Aufgabe 5: Was für ein Stillgriff wird in allen diesen Sätzen verwendet?

  1. Ein Drachen so groß wie ein Lokomotivrad.
  2. Ich schwieg wie ein Grab.
  3. Jetzt würde er wie ein Adler hochsteigen.
  4. Wie eine Kanonenkugel sauste er zur Seite.
  5. Es sah wie ein ein Autounfall aus.

 

Aufgabe 6: Das Drachengesicht - die Fratze – der Schwanz – solche Vokabeln, die einen bestimmten Teil des menschlichen Organismus oder eines Gegenstandes bezeichnen, kommen in diesem Kapitel ziemlich häufig vor. Benutzen Sie diese Lexik und beschreiben Sie einen Menschenkörper!

 

Aufgabe 7: Was versteht man darunter? Klären Sie den Bedeutungsunterschied folgender Reihen von gleichstämmigen Wörtern!

der Wettbewerb – der Drachenwettbewerb – der Wettbewerbsplatz

die Haltestelle – die Straßenbahnhaltestelle

 

Aufgabe 8: Vervollständigen Sie die Sätze anhand der folgenden Verben! Achten Sie auf ihre Rektion!

sich vorbereiten auf Akk. / einverstanden sein mit Dat. / arbeiten an Dat. / erschrecken über Akk. / zurufen Dat. / sich verspäten zu Dat. / sich umsehen zu Dat. / zuschreien Dat. / treten in Akk. / treten auf Akk.

 

Weiterführende Aufgaben:

Aufgabe 9: In diesem Kapitel gab es viele Szenen, in denen etwas kaputt gemacht worden war. Zum Beispiel: den Drachen kaputttreten. Was hat man ja alles noch „kaputtgespielt“ ? Suchen Sie weitere Beispiele!

 

 

Aufgabe 10: Die Schaffnerin wies Alfons auf die Betragengsregeln der Fahrgäste in einem Bus: „Benzinfässer, große Kasten und Riesendrachen werden nicht mitgenommen!“. Was darf man noch nicht im Bus machen?

 

Aufgabe 11: Welche Rechte stehen Alfons wie einem Fahrgast zu?

 

Aufgabe 12: Bruno droht Alfons mit den Worten: „Du bist selbst ein Drache! Ich binde dich an eine Schnur und lasse dich als Drachen hochsteigen, du … „.

Lesen Sie die folgenden Drohfragen und kommentieren Sie sie! Worin besteht der Unterschied zwischen Brunos Drohung und den unten angeführten Drohfragen?

· „Hast du schon lange mit keiner Krankenschwester geflirtet?“

· „Kennst du das Buch „Wie wandle ich auf Krücken?““

· „Hast du schon lange nicht mehr aus dem Gipsbett gelächelt?“

 

Aufgabe 13: Beantwortet folgende Fragen!

  1. Was für ein Wettbewerb stand Alfons und seiner Mannschaft bevor?
  2. Wie bereitet man einen Drachen vor?
  3. Welche Wettbewerbsnominationen sind aktuell für den Drachenwettbewerb?
  4. Warum wurde Alfons disqualifiziert?
  5. Was war der Grund für schlechtes Fliegen von Alfonsens Drachen?
  6. Warum wollte Alfons sich für einen Sieger ausgeben?
  7. Wieso ist Alfons wiederum ein Pechvogel?

Kapitel 19

Literatur

  1. Annelies Herzog, Arthur Michel, Herbert Riedel: Deutsche idiomatische Wendungen für Ausländer veb Verlag Enzyklopädie Leipzig 1980;
  2. Rudi Konrad, Kleines Wörterbuch sprachwissenschaftlicher Termini 1975: VEB Bibliographisches Institut Leipzig. - S. 300
  3. Бибин О.А. Введение в практическую фонетику немецкого языка. – С.- Пб: Союз, 2001.

Имени М.В. Ломоносова

 

Е.В.Поликарпова

 

Учебно-методическое пособие

по домашнему чтению

Герхард Хольтц-Баумерт

«Альфонс Циттербаке»

 

 (на немецком языке)

 

 

Учебно-методическое пособие

 

 

Архангельск

Северный (Арктический) федеральный университет

имени М.В.Ломоносова

2013

          Печатается по решению редакционно-

издательской комиссии Института филологии и межкультурной коммуникации САФУ имени М.В.Ломоносова

 

 

Составитель: Е.В. Поликарпова, доцент кафедры перевода и прикладной лингвистики ИФМК САФУ, кандидат филологических наук, доцент

 

 

Рецензенты: И.С. Баженова, доктор филологических наук, профессор, зав.кафедрой теории языкознания и немецкого языка факультета иностранных языков Калужского государственного университета имени К.Э.Циолковского

                      Н.В. Амосова, доцент кафедры перевода и прикладной лингвистики ИФМК САФУ, кандидат филологических наук

                                 

Учебное пособие содержит включает в себя немецкоязычные тексты, относящиеся к жанру повести, многочисленные задания по закреплению лексики, грамматики, а также задания, раскрывающие стилистические достоинства текста, способы воплощения авторской интенции.

Учебное пособие предназначено для студентов младших курсов институтов и факультетов филологии и межкультурной коммуникации, обучающихся по образовательным программам бакалавриата «Лингвистика» и «Педагогические образование», изучающих немецкий язык в качестве первого и второго иностранных языков в рамках дисциплины «Практикум по культуре речевого общения»

 

 

               © Северный (Арктический) федеральный университет имени М.В.Ломоносова, 2013

INHALT

 

Kapitel 1: Ich habe immer Ärger mit meinem Namen ………………………… 3

 

Kapitel 2: Was mir mein Aprilscherz einbrachte …………………………….. 9

 

Kapitel 3: Was alles passierte, als ich die Spinne am Morgen sah …………17

 

Kapitel 4:  Warum ich wohl immer reinfalle? …………………………………. 22

 

Kapitel 5:  Was mein Wellensittich Putzi und ich ertragen mussten Teil 1 …….. 29

 

Kapitel 6:  Was mein Wellensittich Putzi und ich ertragen mussten Teil 2 ……. 35

 

Kapitel 7:  Was mein Wellensittich Putzi und ich ertragen mussten Teil 3 …….. 40

 

Kapitel 8: Mein Gespensterbahnerlebnis ……………………………………. 46

 

Kapitel 9: Große Schlange und ich donnern mit dem Kuchenblech …… 52

 

Kapitel 10: Als ich ein falscher Betrunker war ………………………………… 59

 

Kapitel 11: Wie ich ein Raketenbügeleisen baute ….…………………………… 64

 

Kapitel 12: Was ich mit Bubble-Gum erlebte ………………………………………69

Kapitel 13: Wie ich ein Geländespiel verlor ……………………………………… 75

Kapitel 14: Was mir mit Makkaroni und Tomaten passierte ……………………… 81

 

Kapitel 15: Wie ich sechzig Eier essen wollte ………………………………….. 85

Kapitel 16: Wie ich den Schnupfen hatte ……………………………………….. 89

 

Kapitel 17: Wie ich im Ambulatorium war ………………………………………… 96

 

Kapitel18: Wie ich Höflichkeit übte ……………………………………………… 101

 

Kapitel 19: Wie mein schönster Drachen stieg …………………………………. 107

 

Kapitel 19: Wie ich auf einem Maulwurf ritt ………………………………………. 112

 

 

Kapitel 1

Ich habe immer Ärger mit meinem Namen

 

Wer mich kennt, weiß, dass ich mich nicht gern keile. Ich bin still und suche keinen Streit. Neulich habe ich mich aber gekeilt und dann noch viel Ärger mit den Erwachsenen gehabt. Alles wegen meinem Namen. Alfons ist schon schlimm genug. Die in der Klasse finden Alfons komisch und nennen mich oft Alfonsius. Zitterbacke ist aber noch viel schlimmer. Wenn ich mich wenigstens mit C oder mit K schreiben würde, aber richtig wie Zittern und richtig wie Backe. Das finden alle ganz und gar komisch. In der Klasse wiehern sie dauernd, und wenn ein Lehrer zum ersten Mal zu uns kommt und ich ihm meinen Namen nenne, muß er auch lächeln.

Am schlimmsten sind die Kinder in meiner Straße. Die rufen mir immer hinterher „Zitterbacke“. Ich laufe dann die Straße entlang und überlege mir Namen, wie ich heißen könnte: Alfons Zeppelin, Alfons Müller. Da ging ich nun, und die aus meiner Straße riefen wieder hinterher „Zitterbacke.“ Nein, ich konnte es nicht mehr überhören. Ich drehte mich um, schrie etwas und fuchtelte wütend mit den Armen. Da setzte der Chor richtig ein, sogar die Kleinen aus der ersten Klasse fingen an. Ich rannte ein Stück. Alle hinter. Sie lachten und schrien. Ich blieb stehen. Da blieben sie auch stehen. In diesem Moment kam ein kleiner Junge, der vielleicht vier Jahre alt war, stellte sich neben mich hin, lachte und sagte ganz deutlich, was er von den anderen gehört hatte. Ich gab ihm eine Ohrfeige. Ehe ich mich versah, klatschte es bei mir ebenso. Das war die Mutter von dem Jungen. „Schämst du dich nicht“, sagte sie, „so ein großer Junge und haut den Kleinen“. Die Kinder, die mich dazu angestachelt hatten, waren verschwunden. Aber die Erwachsenen standen herum und sahen mich von oben wütend an.

Abends sagte ich zu Papa: „Mein Name gefällt mir nicht mehr.“ Papa sagte: „Was du bloß hast, viele heißen nicht so. Schulze kann jeder heißen, aber Zitterbacke ... „. Wenn man so groß ist wie Papa, kann man auch Zitterbacke heißen, aber wenn man zehn Jahre alt ist, kann man sich schon über seinen Namen ärgern. „Zitterbacke“, murmelte Papa noch beim Essen. „Der Name paßt dir nicht – so!“. Ich sah, wie er ärgerlich wurde. „Wachse erst mal richtig! Wir, Zitterbackes, sind alles große Kerle, aber du bist ein dünnes Komma. Wenn du dich bloß mal richtig prügeln würdest, wie wir, Zitterbackes, es als Jungs immer getan haben, aber du?“.

Nein, ich kann meinen Namen nicht leiden.

 

Aufgaben- und Fragenkomplex zum Kapitel 1

 

Aufgabe 1: Prägen Sie sich folgende Wörter und Wendungen ein!

sich keilen драться
sich ärgern über etwas/ jemanden (Akk.) сердиться на кого-либо, что-либо
ist schon schlimm genug и без того уже плохо
zittern дрожать
die Backe щека, ягодица
dauernd wiehern постоянно ржaть (смеяться)
jmdm. hinterher rufen кричать вслед кому-либо
der Zeppelin дирижабль (здесь как фамилия)
sich (Dat.) etwas (Akk.) überlegen размышлять, обдумывать
wütend mit den Armen fuchteln яростно размахивать руками
jmdm. (Dat.) eine Ohrfeige geben дать кому-либо пощечину
ehe ich mich versah не успел я оглянуться
sind alles große Kerle парни что надо
ein dünnes Komma sein еще ничего из себя не представлять (дословно: быть тонкой запятой)
etwas / jemanden (Akk.) nicht leiden не любить что-либо, кого-либо

 

Aufgabe 2: Erklären Sie den Bedeutungsunterschied folgender gleichstämmiger Wörter!

a) stehenbleiben / zurückbleiben / hängenbleiben;

b) sich überhören / sich verhören / sich etwas anhören / jmdn. abhören / jmdn. verhören;

c) lächeln / lachen / jmdn. auslachen;

d) wachsen / der (die) Erwachsene(n);

e) lang / lange / die Straße entlang gehen;

f) sich umdrehen / die Drehung machen / verdrehen / abdrehen / sich durchdrehen;

g) hinterherrufen / einberufen / verrufen / anrufen / zurückrufen.

 

Aufgabe 3: Lernen Sie folgende Ausspracheregeln!

In den meisten deutschen Wörtern hat die Buchstabenverbindung ch zwei Lautwerte:

· [x] (Ach-Laut)

 – nach hinteren Vokalen und dem Diphtong [ao]: suchen [΄zu:xn]. 

· [ç] (Ich-Laut)

– nach vorderen Vokalen und den Diphtongen: ich, weich, sprechen;

– nach Sonanten: durch, Milch, manch;

– im Suffix – chen: Mädchen, Bübchen;

– im Anlaut einiger Fremdwörter: Chemie, China.

· [k]

– in deutschen Wörtern, vor dem Buchstaben s: wachsen [ ΄vaksn]

– in Wörtern griechischen Ursprungs: Chronik, Orchester.

(Бибин 2001: 121 – 123)

Aufgabe 4: Lesen Sie folgende Wörter entsprechend den obenangeführten Regeln! 

a) doch / auch / lachen / fuchteln / anstacheln / noch;

b) mich / nicht / sich / richtig / lächeln / vielleicht / deutlich / ärgerlich;

c) der Charakter / der Chor / der Fuchs / sechs / der Erwachsene / der Wachs.

 

Aufgabe 5: Ordnen Sie folgende Vokabeln einander so zu, dass Synonympaare entstehen! Zum Beispiel: jmdm. eine Ohrfeige geben / jmdm. eine klatschen Gebrauchen Sie die neugebildeten Synonympaare in den Sätzen!

ein Stück rennen
in diesem Moment eine Strecke laufen
jmdm. eine Ohrfeige geben sich keilen
schlagen ich kann meinen Namen nicht leiden
sich prügeln hauen
jmdn. anstacheln in diesem Augenblick
mein Name gefällt mir nicht jmdn. anfeuern / anspornen

 

Aufgabe 6: Finde Adjektive in den folgenden Sätzen! Fülle das Steigerungsstufen-Raster aus!

Positivstufe Komparativstufe Superlativstufe
     

 

a)   Der Name Alfons ist schon schlimm genug. Zitterbacke ist aber noch viel schlimmer. Am schlimmsten sind die Kinder in meiner Straße.

b)   Die in der Klasse finden Alfons komisch. Ich bin still. Ich fuchtelte wütend mit den Armen. In diesem Moment kam ein kleiner Junge. Der Junge stellte sich neben mich hin und sagte ganz deutlich. Du bist nur ein dünnes Komma. Ich sah, wie er ärgerlich wurde.

 

Aufgabe 7: Deklinieren Sie:

ein kleiner Junge / der Kleine

 

Aufgabe 8: Stellen Sie Elemente des umgangssprachlichen Stils in den folgenden Sätzen fest und ordnen Sie sie den unten angegebenen sprachwissenschaftlichen Kommentaren zu!

1. Die in der Klasse finden Alfons komisch.

2. Wir beide haben`s schwer. 

3. Du bist ein dünnes Komma.

4. In der Klasse wiehern sie dauernd.

5. Da ging ich nun und die aus meiner Straße riefen wieder hinterher.

6. „Ich bin’ s Alfons“, sagte der Junge.

7. „Wachse erst mal richtig, Junge!“

· Gebrauch der Demonstrativpronomen statt Substantive und Eigennamen

· Gebrauch umgangssprachlicher Dubletten statt neutralsprachlicher Bezeichnungen;

· Phonetische Reduktionen umgangssprachlichen Charakters;

· Partikeln als Auflockerungsmittel.

 

Aufgabe 9: Ordnen Sie die Funktion der Wenn-Sätze den entsprechenden unten angeführten grammatischen Satztypbezeichnungen zu!

1. Wenn man so groß ist wie Papa, kann man auch Zitterbacke heißen.

2. Wenn man zehn Jahre alt ist, kann man sich schon über seinen Namen ärgern.

3. Wenn ein Lehrer zum ersten Mal zu uns kommt und ich ihm meinen Namen nenne, muß er auch lächeln.

4. Wenn du dich bloß mal richtig prügeln würdest, wie wir Zitterbackes es als Jungs immer getan haben!

5. Wenn ich mich wenigstens mit C oder mit K schreiben würde!

Konditionalsatz (придаточное условия) / Temporalsatz (придаточное времени) / Pseudogliedsatz zum Ausdruck eines unerfüllbaren Wunsches (псевдопридаточное для выражения неисполнимого желания).

 

Aufgabe 10: Bilden Sie je einen Satztyp aus der Aufgabe 9 fünf eigene Sätze! Womöglich verbunden mit den Ereignissen der Geschichten um Alfons Zitterbacke.

 

Aufgabe 11: Stellen Sie fest, welche von den unten angebrachten Behauptungen richtig und welche falsch sind!

Richtige oder falsche Behauptung ? ja nein
1 Am besten mag Alfons seinen Vornamen und seinen Familiennamen.    
2 Alfons kann den Namen der Nachbarn gar nicht leiden.    
3 Alle Kinder aus Alfonsens Straße necken ihn wegen seinem Namen.    
4 Alfonsens Vater ist ebenso unglücklich wie sein Sohn wegen dem Namen.    
5 Alle Zitterbackes waren feige und unschlüssig.    
6 Der Vater hat zu Alfons gesagt, dass er ein fettgedrucktes Komma ist.    
7 Der Vater hat den Sohn angestachelt, die Kleinen zu schlagen.    

 

Weiterführende Aufgaben

 

Aufgabe 12: Nehmen Sie folgende Information zur Kenntnis!

a) Im Kapitel heißt es „Schulze kann jeder heißen“. Haben Sie schon gewusst, dass die Namen Hinz und Kunz früher in Deutschland sehr verbreitet waren und seitdem als Synonyme zum Pronomen „jeder“ gelten? Zum Beispiel der Satz „Jeder Hinz und Kunz weiß es!“ bedeutet „Jeder weiß es“, „Alle wissen es“ .

b) Machen Sie sich mit der Definition der Zwillingsformeln bekannt:

die Zwillingsformel oder das Wortpaar, oder die Paarformel: Art der Phraseologie; aus zwei Wörtern derselben Klasse bestehend, häufig mit Alliteration oder Reim: mit Kind und Kegel, bei Nacht und Nebel, mit Sack und Pack, weit und breit. Die einzelnen Komponenten können Synonyme (Feuer und Flamme) oder Antonyme (Freud und Leid) sein.

(Kleines Wörterbuch sprachwissenschaftlicher Termini 1975: 300)

c) Lernen sie folgende Zwillingsformeln:

ganz und gar (überhaupt);

mit Ach und Krach (nur mit großer Mühe, unter großen Schwierigkeiten);

es geht drunter und drüber (es herrscht Unordnung);

Feuer und Flamme sein (schnell begeistert sein);

weder Fisch noch Fleisch sein (das ist nichts Bestimmtes);

ganz und gäbe sein (üblich sein);

in Hülle und Fülle sein (sehr viel; im Überfluss);

jmdm. Rede und Antwort stehen (auf unangenehme Fragen antworten müssen).

 

Aufgabe 13: Gebrauchen Sie passende Zwillingformeln aus dem Block c) bei der Übersetzung folgender Sätze:

1. С трудом Альфонс игнорировал детей с его улицы, которые кричали ему вслед «Циттербаке».

2. Обычным было, что новый учитель называл все фамилии и улыбался, когда называл мою фамилию.

3. Альфонс должен был отвечать на неприятный вопрос мамы мальчика, почему он бьет маленьких детей.

 

 

Kapitel 2

Was mir mein Aprilscherz einbrachte

Es war frühmorgens. Ich zog mich an. Papa kam herein. Er sagt mir immer, ehe er das Haus verläßt, auf Wiedersehen. „Du, Alfons“, sagte er stirnrunzelnd, „in deinem Strumpf ist ein fürchterlich großes Loch.“ Ich kann Löcher in Strümpfen überhaupt nicht leiden und sah gleich nach, fand aber kein Loch. „Höher“, rief Papa, schon in der Tür stehend, „etwas weiter links. Na, siehst du denn das große Loch nicht?“. Ich renkte mir bald den Hals aus, aber ich entdeckte kein Loch. „April, April ...“, sagte Papa, lachte laut und schloss schnell die Tür. Da war ich schon reingefallen, und ich ärgerte mich heute zum ersten Mal. So beschloss ich ein paar andere Leute anzuführen und über sie zu lachen.

Auf dem Schulweg riefen mir ein paar kleine Jungen nach: „He, du hast dein Taschentuch verloren!“. Ich drehte mich gar nicht um, sondern tippte nur mit dem Zeigefinger an die Stirn und dachte: „Die denken wohl, ich bin blöd, ein zweites Mal falle ich heute nicht rein“. Nachher in der Schule, als ich laut niesen musste, merkte ich, dass ich mein Taschentuch wirklich verloren hatte, und der Ärger begann von neuem.

In der Klasse sagte mir Erwin, dass er heute große Angst vor Erdkunde hat, denn Herr Bock will eine Klassenarbeit schreiben. Ich hatte überhaupt nichts davon gewusst. Schnell holte ich mein Buch hervor und prägte mir noch vor dem Klingeln alle möglichen Dinge ein. Aber Herr Block schrieb keine Klassenarbeit. Ich sah fragend zu Erwin. Der lächelte und formte mit den Lippen die Worte: „April, April ...“

Ich fand, dass der 1. April ein hanz blöder Tag war. Nach und nach ließen die Aprilscherze in unserer Klasse nach. Ich war wachsam und ließ mich nicht mehr anführen. Zu Hause schickte mich Mama in den Keller, Suppengrün heraufzuholen. „Wieso hast du Suppengrün im Keller?“ fragte ich verwundert. „Es hält sich doch besser. Wenn Suppengrün lange im Hellen liegt, schießt es ins Kraut, Alfi.“ Ich nahm den großen Schüssel und ging in den Keller. Doch im Keller fand ich kein Suppengrün. Ich riss nur einen Kohlenstapel um, als ich es suchte. „Ich habe überall gesucht“, sagte ich, als ich schwarz vom Kohlenstaub aus dem Keller kam, „doch dein Suppengrün ist nicht zu finden.“ „Kann auch nicht“, sagte Mama ganz ernst, dann lachte sie los. „Es liegt nämlich nur am 1. April unten.“ Sie setzte sich auf den Küchenschemel. „Suppengrün im Keller ... sonst schießt΄s ins Kraut ...“, rief sie immer von neuem und wischte sich die Tränen aus den Augen.

Ich ging raus und setzte mich in die Stube an den Tisch und brütete. Einen ganz tollen Aprilscherz wollte ich mir überlegen. Ich beschloss, meinen großen Schlag beim Abendbrot zu führen. Papa kam nach Hause. Mama hatte nichts Eiligeres zu tun, als ihm gleich die Geschichte mit dem Suppengrün im Keller zu erzählen. Beim Abendessen blieb ich stumm und löffelte nur still. „Da ist doch was los!“, sagte Papa zu Mama. „Ärger in der Schule?“ fragte er mich. Nach dem Abendessen zeigte ich nämlich immer meine Hefte. Also dachte er, ich bin still geworden, weil in einem der Hefte eine Vier oder Fünf steht. „Na, raus mit der Sprache“, sagte Papa. Ich tat ganz traurig und stotterte herum: „Ich habe heute ... weißt du ... eigentlich ... nämlich einen Tadel bekommen.“ Papa räusperte sich. Das war ein schlechtes Zeichen. Der erste Tadel in meiner ganzen Schulzeit, sonst hatte ich in Betragen immer eine Eins, nur manchmal „gut“. „So, ein Tadel, warum?“ fragte Papa kurz. „Ich ... ich habe viermal die Schule geschwänzt und den Lehrer Holzkopf genannt.“ Mama schob ihren Stuhl entsetzt zurück. Sie traute meinen Worten zuerst nicht. „Du hast geschwänzt und deinen Lehrer ... „, sie stockte, „du hast deinen Lehrer einen Holzkopf genannt?“. Ich sah auf meinen Teller und nickte. Aber das genügte mir noch nicht. „Ich habe auch in der Klasse gespuckt, jetzt soll ich von der Schule fliegen.“ Ich hatte kaum zu Ende gesprochen, hieb Papa mit der Faust auf den Tisch. „Das ist ja unglaublich, du benimmst dich in der Schule wie ein Wilder ... „. Mama war ganz blaß geworden. Jetzt wollte ich sagen „April, April“ und „ihr seid aber schön reingefallen“, doch ich kam nicht dazu. Papa und Mama begannen auf mich zu schimpfen. Ich konnte gar nichts sagen und die Geschichte aufklären, sie ließen mich nicht zu Worte kommen. „Marsch ins Bett!“ rief Mama. Ich wurde ins Schlafzimmer geschoben. Ich wollte nun über meinen Aprilscherz lachen, dass er mir so gut gelungen war. Aber ich hatte keine Lust mehr zum Lachen.

Nach einer Weile ging ich wieder in die Stube. Jetzt wollte ich wirklich alles aufklären. „Ich habe doch nur ...“. Papa unterbrach mich sofort. „Ich will keine faulen Ausreden hören, Alfons.“ Mama nickte dazu. „Und überhaupt, wir haben dich doch zum Schlafengehen geschickt, weshalb bist du noch nicht angezogen?“ Krach! Flog die Tür zu, und ich musste ins Bett gehen. Langsam wurde ich auch wütend. Na gut, dachte ich zuletzt, dann sage ich es euch eben nicht. Ich hörte noch, wie Papa und Mama eine ganze Weile im Zimmer von mir sprachen.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich hatte schlecht geträumt. Im Traum habe ich in die Stube gespuckt, und Papa hatte mich dafür in einen Keller voll Suppengrün gesperrt. Nun wurde ich wach, und mir fiel gleich mein Aprilscherz ein. Leise stand ich auf, nahm mir ein Blatt Papier und einen Füller und ging damit in die Toilette. Dort machte ich Licht und schrieb in großen Buchstaben einen Zettel:

Der Tadel wegen Holzkopf und spucken auch schwänzen ist alles April April Euer Alfons

           

Den Zettel stellte ich vor den Spiegel, wo sich Papa morgens rasiert. Dann ging ich zufrieden ins Bett. Am nächsten Morgen sah ich Papa nicht. Er war, ohne mir wie sonst auf Wiedersehen zu sagen, weggegangen. Mama stellte mir schweigend mein Frühstück hin. Ich überlegte, ob sie mir meinen Aprilscherz übelgenommen haben, oder glaubten sie vielleicht, ich habe wirklich den Tadel bekommen und wollte mich mit dem Zettelschreiben herausreden?

An diesem Tag, am 2. April, waren wir alle irgendwie ärgerlich: das hat man nun davon, wenn man auf einen wirklich guten Aprilscherz kommt.

Дата: 2019-03-05, просмотров: 308.