Pluralitat philosophischer Lehren — das ist augenschein-licher, erapirisch fixierter Fakt, die aber wie jede Augenschein-lichkei einer kritischen Analyse, theoretischem Durchdenken unterliegt. Es geht nicht einfach urn die Meinungsverschiedenheit, sondern urn die grundsatzlich verschiedenen philosophischen Systeme. Sole he Unterschiede sind so wesentlich, dafi keine algemeingiiltige Bestimmung des Philosophiebegriff s moglich ist, ungeachlet dessen, da3 man philosophische Texte von nichtphi-losophisehen ohne Schwierigkeiten unterscheidet.
Der philosophische Skeptizismus stellt das Vorhandensein der Vielheit deer sich ausschliesenden philosophischen Uber-zeugungen fest und kommt standig zur Schliisselfolgerung iiber die grundsatzliche Haltlosigkeit der Philosophie. Wir sehen dieser Tatsache an, wie eine richtige Feststellung der Fakten zur fehkerhaften Konklusion f tihrt. Die Philosophieentwicklung widerlegt den philosophischen Skeptizismus, weil Philosophie dank dieser Entwicklung durch neuen Ideen bereichert wird. Die Pluralitat philosophischer Lehren schliesst in keiner Weise ihre eigenartige Einheit aus. Einheit und Pluralitat in der Philosophie bilden das Verhaltnis der Gegensatze, die einander bedinge. Das ist der objektive" Widerspruch des philosophie-geschichtlichen Prozesses, die ihn innewohnende Triebkraft.
Die Klassiker der Philosophie, die nach Verwandlung der Philosophie in ein System der wissenschaftlichen Erkenntnis strebten, verurteilen die Pluralitat philosophischer Lehren als etwas, was mit dem Imperativ der wahren Philosophie, mit den Prinzipien der Wissenschaftlichkeit unvereinbar ist. In Wirklichkeit auBert sich in dieser Pluralitat besonders anschau-lich der qualitative Unterschied der Philosophie von Einzelwis-senschaften, ihre spezifische Form der Erkenntnis. Aber die Klassiker der Philosophie sahen nicht, dafi eben in der Pluralitat philosophischer Lehren die Mannigfaltigkeit, der Reichtum der philosophischen Ideen, ein standiger schopferischer Prozess zuffl
Philosophic als Ph ilosophiegeschichte
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Vorschein kommt. In der Philosophiegeschichte, in der alle Stadien der vorausgegangenen philosophischen Entwicklung fur alle Generationen gleichzeitig gegeben werden, haben wir die einzige intellektuelle Ebone, auf der sich die Denker der verschiedenen Epochen wie Zeitgenossen begegnen. Wir konnen diesen Denkern Fragen stellen, und obwohl wir auf diese Fragen selber antworten mussen, helfen uns die philosophischen Lehren der Vergangenheit, die zeitgemassen Probleme zu durchdenken und teilweise zu losen.
Die Philosophieentwicklung, die ich mit Begriffen wie Differenzierung, Divergenz, Polarisierung der Lehren, Stro-laungen und Richtungen charakterisleren mochte, ist zugleich ein Prozess der Integration der philosophischen Ideen. Der Integrationsprozess entfaltet sich v. a. innerhalb jeder entge-gengesetzten Richtungen. Z. В., sind Materialismus und Idea-lismus durchaus keine absolute Gegensatze, denen gemeinsame Ziige fehlen. Es existiert nicht seiten zwischen ihnen ein Verhaltnis der geschichtlichen Kontinuitat. Somit sind die Pluralitat, die Pluralisierung philosophischer Lehren und ihre Integration zwei Seiten eines einheitlichen und widerspruchlichen Prozesses der fortschreitenden Entwicklung der Philosophie. Folglich hat dieser philosophische Pluralitat nichts mit einer Selbstisolierung der philosophischen Systeme und ihrer gegenseitigen Entfaltung gemein.
Vom gegenwartigen Standpunkt aus ist die negative Stel-lungnahme zur Pluralitat philosophischer Lehren als eine ve-raltete, bereits iiberwundene Konzeption zu betrachten. Es ware deswegen ein grosser Fehler, die Pluralitat philosophischer Lehren als den historisch vorgangliehen Charakterenzug der Philosophieentwicklung vorzustellen, d. h. als eine Bestimm-theit, die nur bis dahin existiert, bis nicht ihre Entwicklung die kronende letzte Philosophie erschaffen hat, jene Philosophie, die das entgiiltige System, die absolute Wahrheit in letzter Instanz dasstelle. Diese Thesen, die zum Inhalt des ersten Teiles der Monographie gehoren, werden im zweiten Teil des Buches durch die Analyse der Lehren Kants, Fichtes, Schellings, Hegels und Feuerbachs erklart, bekraftigt, begriindet.
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Теодор Ильич Ойзерман
«Философия как история философии»
ИЛ № 064366 от 26. 12. 1995 г.
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